Seit über zehn Jahren begleitet uns die BLICKFANG durch unser wechselhaftes Leben als Innenarchitekturbüro mit einer eigenen Möbelkollektion. Hier an der BLICKFANG haben wir viele unserer Kunden und Kundinnen kennengelernt und konnten unser Netzwerk aus gleichgesinnten Kreativschaffenden ständig ausbauen.
Die BLICKFANG ist eine Verkaufsmesse, ihr Angebot richtet sich an sogenannte Endverbraucher*innen. Sie ist in erster Linie eine Plattform für vornehmlich kleinere Unternehmen, die hochwertige Produkte selbst herstellen, entwickeln, entwerfen und diese direkt vertreiben, zu reellen Verkaufspreise ohne schmerzhafte Kompromisse in Bezug auf die Qualität von Design, Materialwahl und Verarbeitungsprozessen. Solche Plattformen braucht es in der stets wachsenden Landschaft der Publikums- oder Direktverkaufsmessen angesichts einer zunehmend verunsicherten Konsumgesellschaft, die sich aufreibt zwischen Weltverbesserungsmission und Schnäppchenjagd.
Eine kleine „Ausstellung in der Ausstellung“ soll hierzu Fragen aufwerfen, überraschen, Widerspruch provozieren, zum Weiter- oder Andersdenken einladen, vielleicht sogar Anfang einer Reihe sein, die sich über längere Zeit entwickeln und etablieren kann. Ihre Form – Preisschild- oder Paketanhänger – steht dabei als Symbol dafür, dass wir ständig, bewusst oder unbewusst, Produkte, die wir kaufen oder kaufen möchten, mit Klassifizierungsetiketten versehen, die unser Verhältnis zu ihnen definieren und darüber bestimmen, ob wir etwas schlussendlich mit einem guten oder schlechten Gefühl kaufen.
Thematische Spots, locker in der ganzen BLICKFANG-Ausstellung verteilt, geben bruchstückhaft Eindrücke wieder aus einer schon länger währenden Inhaltsrecherche. Wir haben zwar keine Antworten gefunden, die als Verhaltensregeln oder Leitlinien taugen. Dafür aber eine Fülle an Quellen, mit deren Hilfe wir uns hier und dort auf manchmal erstaunlich einfache Weise Klarheit verschaffen können in einem Dickicht aus „richtigen“, „falschen“, verantwortbaren und hochbedenklichen, in jedem Fall aber mit allen Mitteln vermarkteten Konsumgütern.
Es ist unbestritten, dass die letzten Monate unser Konsumverhalten beeinflusst haben. Einerseits sind wir verunsichert, weil wir beim Einkaufen Masken tragen und Abstand halten müssen, viele von uns müssen sich wirtschaftlich einschränken oder fürchten sich vor der Zukunft. Der veränderte Alltag zeigt aber auch, dass scheinbar Unveränderliches in Frage gestellt werden, dass jede*r einzelne wirkungsvoll zu einem besseren Umgang mit den verfügbaren Ressourcen beitragen kann.
Vielen Dank an unsere Gesprächspartner*innen und Ideengeber*innen, die uns geduldig zugehört, mit kritischen Fragen und erfrischender Ironie immer wieder aus der Reserve gelockt und zum Weiterdenken animiert haben.
This & Barbara Reber