Biophiles Design vereint Architektur und Natur und lässt uns zufriedener, glücklicher, produktiver und kreativer werden. Dabei geht es um weit mehr als nur einzelne Büropflanzen.
Der Begriff Work Life Balance zeigt schon ziemlich deutlich: Wir nehmen Leben und Arbeiten als zwei Pole wahr, zwischen denen wir uns bewegen und die möglichst ausbalanciert sein sollten. Warum? Unser Leben spielt sich draußen ab, die Arbeit vorwiegend in Innenräumen. In kargen Büros fühlen wir uns von der Außenwelt abgeschnitten. Für dieses Gefühl braucht es nicht mal die einzelne „Cubicle Box“ aus amerikanischen Großraumbüros. Es reicht schon ein normaler Büroraum.
Der Biologe Edward Wilson hat den Begriff „Biophilie“ 1984 populär gemacht. Im Griechischen bedeutet „bio“ Leben und „philia“ eine Art gegenseite Freundschaftsliebe. Liebe zum Leben. Biophiles Design ordnet natürliche Elemente bewusst so an, dass Räume zu einem Zufluchtsort werden. Es verstärkt bewusst die Verbindung zur Natur, indem es Holzobjekte, grüne Wände mit Pflanzen, Wasserflächen in Innenräumen und Licht, das Tageslicht und Temperaturen nachahmt, platziert.
Wir verbringen 90% unseres Alltags in Gebäuden. Der Kontakt mit der natürlichen Umwelt ist daher begrenzt. Genau dieser Kontakt ist es aber, der langfristig für unsere Gesundheit geradezu lebensnotwendig ist.
Biophiles Design bedeutet, dass wir uns die Natur in Gebäude hereinholen und die Grenzen zwischen Architektur und Natur ein Stück weit verschwimmen lassen. Denn klar ist: In der Natur fühlen wir uns wohler und wenn wir diese wieder mehr in Gebäude einbringen, dann reduzieren wir Stress, sind glücklicher und zugleich produktiver.
Eine Studie ergab, dass Biophilie das Wohlbefinden der Mitarbeiter um 13% steigern, die Kriminalitätsrate senken, die Genesungszeiten von Patienten in Krankenhäusern verbessern und die Lernfähigkeit in Schulen steigern kann. Eine Studie ergab, dass Biophilie das Wohlbefinden der Mitarbeiter um 13% steigern, die Kriminalitätsrate senken, die Genesungszeiten von Patienten in Krankenhäusern verbessern und die Lernfähigkeit in Schulen steigern kann. Viele Unternehmen investieren deshalb direkt in das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen.
Biophiles Design setzt viel tiefer an als nur Pflanzen in die Büros zu bringen. Es berücksichtigt ganz unterschiedliche Elemente wie Licht, Wasser, Geruch und Haptik, die sich auf unsere Sinne auswirken. Die Kernelemente eines biophilen Designs sind zum einen großflächige lichtdurchflutete Räume. Dann natürliche Materialien wie Holztische oder Regale. Natürlich dürfen auch Pflanzen nicht fehlen. Unterschiedliche Pflanzen, die gemeinsam gruppiert werden, schaffen grüne Oasen fürs Auge und sorgen für bessere Luft. Natürliches Licht ist am besten unserem Auge angepasst und reguliert auch unseren Biorhythmus. Da Licht je nach Tages- und der Jahreszeit unterschiedlich stark ist, sind trotz aller Helligkeit auch Rollos oder Blendschutze wichtig. Ein unterschiedlicher Bodenbelag zwischen Flur und Büro verstärkt das Gefühl, auf natürlichen Pfaden zu wandeln.
Die Sehnsucht nach Natur und nach natürlicher Umgebung hat sich seit Corona beschleunigt. Die Designerinnen Ilse Crawford und Ivy Ross wiesen bei einer Online-Diskussion des Möbelherstellers Vitra darauf hin, dass die Natur ist die schönste Umgebung ist. „Wir brauchen sie, ihre Gerüche, Farben und Geräusche“, so Ivy Ross.
Ein Vorzeigebeispiel für den Ansatz biophile Architektur ist übrigens der Hochhauskomplex Bosco Verticale, ein vertikaler Wald, in Mailand. 2014 wurden die beiden Gebäude fertiggestellt. In dem Entwurf von Stefano Boeri Architetti wird die Vegetation zum integralen Bestandteil der Struktur. Mehr als 900 Bäume und 20.000 Pflanzen ranken sich an den Gebäuden empor.