Kuratoren des Jahres – Interview mit jehs+laub

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Interview mit jehs+laub

Die beiden Designer Markus Jehs und Jürgen Laub lernten sich während ihres Industriedesign-Studiums an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd kennen und wurden nach einem Praktikum in New York Freunde. 1994 gründeten sie ihr eigenes Designstudio jehs+laub in Stuttgart, um von da an die internationale Designszene mit Möbeln und Leuchten zu bereichern. Sie arbeiten seit Jahren für weltbekannte Marken wie Brunner, Cassina, COR, Fritz Hansen, Herman Miller, Knoll International oder Stelton. Damit zählen sie zu den führenden Designern Deutschlands.

Das Designstudio jehs+laub aus Stuttgart entwirft Möbel und Wohnaccessoires für große Marken. Hier der ‚Bridge Table‘ für Mobimex sowie dem Kronleuchter ‚Crown‘ für Nemo.

Als Kuratoren des Jahres 2023 begleiten sie die BLICKFANG in unserem Jubiläums-Jahr und wir freuen uns ganz besonders über die Zusammenarbeit mit dem Designduo. In ihrer Rolle als Kuratoren werden sie junge Labels begutachten, Talente für den Future-Forward auswählen und die Designpreis-Gewinner küren. Erfahre im Interview, wie gutes Design entsteht und welche Haltung sie zu Trends haben.

Vor 30 Jahren feierte die BLICKFANG in Stuttgart Premiere und ist hier beheimatet. Was könnt ihr über den Design-Standort Stuttgart sagen?
Wir hatten vor 28 Jahren unser Studio jehs+laub in Ulm gegründet. Bald wurden unsere Projekte internationaler und wir diskutierten, in welche größere Stadt wir ziehen möchten. Stuttgart erschien uns dann am geeignetsten. Die Lage, der Flughafen, die Hochschulen, Mitarbeiter, Kontakte, die Kreativ-Szene und nicht zuletzt die Lage in Süddeutschland waren maßgeblich für die Entscheidung zum Standort.

Wie versteht ihr eure Rolle als Designer in unserer heutigen Gesellschaft?
Wir machen Vorschläge für eine Verbesserung unserer Umgebung, unseres Alltags, der Arbeits- und Freizeitprozesse. Wir gestalten ‚Tools‘, die uns das Leben angenehmer machen.

Liest man in Design Magazinen zu den Interieur Design-Trends für 2023 hört man von „expressivem Minimalismus“, „Lebensfreude“ und „knalligen Farben“. Was ist eure Einschätzung: Welche Design- & Living-Trends werden uns nachhaltig beschäftigen?

Wir verstehen Minimalismus als Reduktion auf das Wesentliche. Das müssen aber nicht immer Gegenstände sein, diese Haltung sollte uns auch bei der Arbeit, Freizeit oder bei der Nahrungsaufnahme begleiten. Was die Trends angeht, so ignorieren wir diese grundsätzlich. Trends werden oft künstlich erzeugt und das lehnen wir ab.

Worauf freut ihr euch als Kuratoren des Jahres bei der BLICKFANG?

Die Projekte der Aussteller. Meist sind es junge Leute, die sehr viel Energie aufwenden, um Projekte voranzutreiben. Das erinnert uns auch sehr an unsere Anfangszeit, denn wir waren ja alle mal ein ’Startup’.

jehs+laub gelten als führendes Designstudio in Deutschland. Als Kuratoren des Jahres 2023 begleiten sie die BLICKFANG in ihrem Jubiläums-Jahr.

Wie versteht ihr eure Rolle als Kuratoren der BLICKFANG 2023?

Als Ratgeber, aber auch als Dazulernende.

Welche drei Worte assoziiert ihr mit BLICKFANG?

Kreativität, Elan, Neugier.

Ihr entwerft in eurem Stuttgarter Atelier Sessel, Stühle und Leuchten für die großen Möbelhersteller wie Brunner, Cassina, Cor, Fritz Hansen, HermanMiller und Knoll. Wie wird ein Designentwurf zum Bestseller, wie beispielsweise euer Sofa ‚Mell‘, das ihr für COR entworfen habt?
So ganz genau wissen wir das nicht, aber grundsätzlich sollten unsere Produkte immer eine Idee haben, die der Kunde bewusst oder unbewusst positiv wahrnimmt. Bei ‚Mell‘ war die Idee sehr einfach. Das Sofa ist außen eckig und ordnet sich der Architektur unter, und innen weich und rund für den Benutzer. Gutes Design ist gleichermaßen funktional und ästhetisch.

Was macht für euch authentisches Design aus?
Funktion und Ästhetik sollten immer eine Symbiose bilden. Meist wird die Form aus der Funktion abgeleitet und ist von daher eindeutig – das ist zumindest unser Ansatz, den wir bei all unseren Projekten verfolgen. Unter authentischem Design verstehen wir, dass die Dinge sichtbar und nachvollziehbar funktional sind, ohne dekoratives Tuning. Das haben übrigens alle Klassiker gemein. Man kann sie kaum verbessern, da alles von den Designer:innen auf den Punkt gebracht wurde, außer die Technologie ändert sich. Produkte sollten darüber hinaus nachhaltig sein, das war aber schon immer so und heutzutage könnte man fast meinen, dass das ein Trend wäre. Stichwort Individualität und Authentizität.

Sofa ‚Jalis‘ für Cor.

Welchen guten Rat würdet ihr jungen Designer:innen mit auf den Weg geben?

Mit viel Aufmerksamkeit die Reaktionen auf eigene Entwürfe beobachten. Wenn das Feedback positiv ist, dann ‚dran bleiben‘. Die meisten halten es nicht durch, da der Aufbau der Selbständigkeit schon mal 10 Jahre dauern kann.

Welche Herausforderungen hält die Zukunft für Designer:innen bereit?

Projekte werden komplexer. Die Zusammenarbeit mit Ingenieuren, Architekten, Marktforschern erfordern bewusstes Entwerfen. Materialien, Technologien, Ressourcen und Recycling werden die Produktentwicklungen in Zukunft massiv beeinflussen. Aber das ist gut so, wir Designer brauchen Inputs, um gute Gestaltung zu machen.

Sei dabei und feiere mit uns 30 Jahre gutes Design in Stuttgart!

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