Frauen in der Designbranche

Allgemein

Porträt von Designerin Judith Kamp

Frauen in der Designbranche gibt es viele. Doch nur wenige junge Designerinnen widmen sich dem Möbel- und Leuchtendesign, so wie die Nachwuchsdesignerin Judith Kamp. Ihre Möbel und Leuchten sind ästhetische Objekte der Alltagskultur und initiieren gleichzeitig spielerische und soziale Interaktionen. Unter ihrem Label NOSTUDIO entwirft und fertigt sie alle Stücke in ihrer Dortmunder Werkstatt selbst, damit sticht sie aus der Masse heraus. Wir stellen die aufstrebende Designerin vor und erfahren von ihr, worin für Frauen in der Designbranche die Herausforderungen, vor allem aber auch die Chancen liegen.

NOSTUDIO basiert auf dem Wunsch, Produkte des Alltags zu schaffen, die unsere Beziehung zu den Objekten und Räumen, in denen wir leben, herausfordern und vertiefen können, um unsere Einstellung zu unserer Lebens- und Konsumweise zu verändern. Die Designerin nutzt dafür eine reduzierte Formsprache, hinter der sich immer eine recht spielerische Interaktion versteckt. Ihre Objekte lassen sich neu stecken, stapeln, erweitern, verändern und somit den Bedürfnissen anpassen. Das Regalsystem S4 beispielsweise, kann individuell konfiguriert werden. Die STAK Sitzmöbel wiederum, passen sich der Alltagssituation rasch an und können im Handumdrehen zu beliebig hohen Regalen gestapelt oder in geselligen Runden als Sitzgelegenheiten genutzt werden. Somit bewegen sich die Produkte von NOSTUDIO zwischen klassischem Möbeldesign und konzeptionellem Objektdesign. 

Wie stringent durchdacht die Entwürfe von Judith Kamp sind, fällt auf, wenn man sich mit der Produktion der Stücke beschäftigt, denn die Produkte sind von Beginn an so konzipiert, dass nur geringer Materialverbrauch nötig ist. Die Formen sind jeweils so gewählt, dass während der Produktion so gut wie kein Verschnitt entsteht. Auch wenn die reduzierten Formen eine Ruhe ausstrahlen, lassen sich bei näherer Betrachtung feine Details entdecken. 

Ihre kreative Ader konnte Judith Kamp bereits als Kind in der heimischen Werkstatt mit ihrem Vater ausleben. Den Umgang mit Materialien, Werkzeugen und Objekten hat sie schon früh gelernt und ihr war selbst klar, dass sie auch beruflich in eine kreative Richtung steuern würde. Ihren Bachelor absolvierte die Nachwuchs-Designerin im Bereich Raum- und Objektdesign in Dortmund. Daraufhin folgte das Master-Studium in New Craft Object Design an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf. Erst vor knapp einem Jahr hat sie sich als Produktdesignerin selbstständig gemacht und arbeitet parallel für die Ruhr Universität Bochum. In beiden Studiengängen konnte sie sich, wie sie selbst sagt, viel ausprobieren. Dass daraus irgendwann ein aufstrebendes Design-Label werden würde, stand damals noch nicht fest, sondern entwickelte sich mit der Zeit. Wie sie als junge Frau in der Designbranche aufgenommen wurde, welche Herausforderungen ihr begegnen und welchen Rat sie jungen Designerinnen geben würde, hat sie uns in einem Interview verraten. 

Spiegel NOK hinterfragt die Beziehung zum eigenen Spiegelbild
Modulares Regalsystem S4 mit architektonischem Charakter
Möbelserie STAK ist mal Hocker mal stapelbares Regal

Worin liegen die größten Herausforderungen speziell für Frauen in der Designszene? 

Eine große Herausforderung ist meiner Erfahrung nach, dass Frauen einfach oft unterschätzt werden und ungefragt Ratschläge erhalten, vor allem im handwerklichen / technischen Bereich. Grundsätzlich finde ich kann man das aber nicht auf die gesamte Designszene pauschalisieren. Die Herausforderungen sind unterschiedlich, ich glaube jedoch vorwiegend persönlichkeitsabhängig. Definitv bleibt aber als größte Herausforderung für Frauen die Vereinbarung von Karriere und Kinderwunsch.

Gibt es einen Unterschied im Entwurfs- und Entwicklungsprozess eines Produktes zwischen Männern und Frauen? 

Ich finde, das Geschlecht spielt dabei keine Rolle und endet ja auch nicht bei der Unterscheidung von nur Mann und Frau. Die Frage ist, auf wen das Design zielt und interessanter ist doch zu sehen, wie vermeintlich geschlechtsspezifische Designs überplatziert sind. Aber in jedem Design steckt ein Stück von einem selbst, es ist ein Arbeitsprozess, der sehr persönlich ist. Ich glaube, dass die Lebensumstände, Wünsche und Erfahrungen immer mit in die Gestaltung einfließen und die sind nunmal unterschiedlich und somit zumindest unbewusst das Geschlecht mit in den Design- und Entwurfsprozess transportiert wird. 

Welchen Rat würdest du jungen Designerinnen geben? 

Auf jeden Fall, sich schnell untereinander zu vernetzen. Gerade am Anfang ist es wirklich unglaublich wichtig sich mit anderen auszutauschen und einander auf Wettbewerbe, Ausschreibungen und gute Betriebspartner:innen aufmerksam zu machen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Frauen sich im Designbereich unglaublich supporten und unterstützen und frei heraus kommunizieren, wenn sie Sachen gut finden. Gerade am Anfang hilft diese offene Kommunikation und die Unterstützung ungemein, wenn man mal ins Zweifeln kommt und sich und/oder seine Arbeiten hinterfragt. Manchmal reicht es schon, das Gefühl zu haben, damit nicht allein zu sein und dass es anderen auch so geht oder ging.

Designerin Judith Kamp
Schwingbare Stehleuchte UFO
Zug-Pendel-Leuchte RYTHM

Für ihre herausragende Arbeit als Jungdesignerin hat Judith Kamp mit ihrem Label NOSTUDIO den Future Forward Award der BLICKFANG Berlin gewonnen. Die Fachjury vergibt den Preis an aufstrebende Design-Labels mit guten Ideen und innovativen gestalterischen Ansätzen. Live vor Ort hast auch du die Gelegenheit die Designerin und ihre Produkte persönlich kennenzulernen. Komm zur ersten Ausgabe der BLICKFANG in Berlin. Tickets gibt es hier!

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