
Alisa Menkhaus gründete 2017 gemeinsam mit ihrem Bruder Keiho das Japanisch-Deutsche Label SUSUMU AI. Mode bekommt hier seither eine völlig neue Bedeutung. Wir waren mit Alisa im Gespräch, um mehr über ihren Designansatz und spannenden Interpretationsgegenstand zu erfahren.
“Ich bin Alisa Menkhaus, Gründerin und Designerin von SUSUMU AI. Wir sind ein Modelabel, das speziell mit japanischen Traditionsstoffen arbeitet und produzieren dabei auf Bestellung und Maß.”

Alisa, SUSUMU AI ist ein sehr persönliches Projekt. Wie hat deine familiäre Herkunft deinen Designprozess beeinflusst?
“Der Kern von SUSUMU AI sind die zwei Kulturen, in denen ich aufgewachsen bin, Deutschland und Japan. Deutschland steht für Funktionalität und Struktur. Japan steht eher für Ästhetik und perfektioniertes Handwerk. In diesen zwei Welten bin ich gleichermaßen groß geworden und wollte sie deshalb in unserem Design verbinden. Ich habe bereits während meinem Mode-Studium mit japanischen Kimono-Stoffen gearbeitet, weil ich meine eigene Heimat in mein Design einbringen wollte.”
Was war der prägendste Moment für dich, der dich zur Gründung inspiriert hat?
„Der prägendste Moment waren die schlechten Arbeitskonditionen in unsere Modebranche. Wenig Wertschätzung für unsere Arbeit. Viele Überstunden und schlechtes Gehalt. Mein Label steht für Veränderung und Respekt.“


Das Label trägt den Namen deines Großvaters, SUSUMU. Kannst du uns etwas über die Hintergründe dieser besonderen Widmung sowie die Entstehung des Label-Namens erzählen?
“Unser Großvater Susumu war eine zweite Vaterfigur für uns, da er uns mit aufgezogen und auch erzogen hat. Er hat uns die japanische Kultur nähergebracht, ebenso wie den Respekt gegenüber dem Handwerk. Diese Werte fließen stark in unseren Designprozess mit ein. Sein Name bedeutet „fortschreitend“ – SUSUMU , genau das, was Mode für mich bedeutet: ein fortlaufender kreativer Prozess, der auf Tradition basiert aber immer weiterentwickelt wird. Ich wollte ihm ein Denkmal setzen und gleichzeitig den Wert echter Handwerkskunst in einer Zeit hochhalten, in der Fast Fashion die Oberhand gewonnen hat. Die zweite Silbe AI steht für meinen Anfangsbuchstaben und ist zeitgleich ein Kanji, also ein japanisches Schriftzeichen, und bedeutet Liebe. Somit bedeutet unser Labelname “fortschreitende Liebe”.
Der Einfluss unserer Familie auf das Label zeigt sich auch in unserem Logo. Es zeigt drei japanische Papierschirme, aneinandergereiht. In unserer Ahnengeschichte gab es einen Papierschirm-Macher. Deshalb ist es zeitgleich unser Familienwappen.”
„Wir sind, was wir erschaffen“ – das ist die Antwort, die du und dein Bruder Keiho auf die Frage nach euren kulturellen Wurzeln gebt. Kannst du das näher erläutern?
“Mein Bruder und ich sind in zwei Kulturen aufgewachsen, was uns gelehrt hat, dass Identität nichts Statistisches sein muss. Wir identifizieren uns nicht allein durch unsere Herkunft, sondern durch das, was wir erschaffen. Durch unsere Kreationen leisten wir damit unseren Beitrag in dieser Welt und zeigen, dass Mode nicht nur oberflächlich ist, sondern eine Form der eigenen Identität.”
Welche Rolle spielt traditionelle japanische Handwerkskunst in deinem Designprozess und wie setzt du sie in deine modernen Entwürfe um?
“Japanische Handwerkskunst ist geprägt von Perfektionismus, Minimalismus und Respekt vor Ressourcen. Und diese Werte übernehme ich in meinen kompletten Design-Prozess. Wir verwenden aufwendigere Verarbeitungs-Techniken, beispielsweise Rechts-links-Nähte, um unsere Kleidung beidseitig tragbar und qualitativ hochwertig zu gestalten. Mein Ziel ist es, die Essenz der traditionellen Handwerkskunst zu bewahren, aber sie auf eine Art zu interpretieren, die für den heutigen Alltag funktioniert.”
Die Muster, die du verwendest, haben tiefere Bedeutungen, wie etwa geometrische Asanoha-Muster oder Sakura, die Kirschblüte. Kannst du uns mehr über die Bedeutung dieser Stoffmuster und ihre kulturelle Relevanz erzählen?
“Kleidung kann so viel mehr sein kann als nur Stoff und Geschichten erzählt. Man trägt durch Muster eine Bedeutung am eigenen Körper.
In Japan trägt vieles Bedeutung. So auch Muster. Asanoha symbolisiert Hanfblätter und steht für Wachstum und Stärke. Sakura ist die Kirschblüte und symbolisiert temporäre Schönheit, die Vergänglichkeit von besonderen Momenten. Andere stehen für Schutz, Glück oder Veränderung.”
Welche Rolle spielt die Personalisierung in euren Kollektionen und wie reagieren eure Kund:innen Kundschaft auf diese Möglichkeit, ihre Kleidung individuell zu gestalten?
“ Dass wir so persönlich produzieren, ist eine Kritik an das Größensystem in unserer Industrie. Jeder Körper ist unterschiedlich, wir kreieren Mode, die unsere Kunden repräsentiert. Auch die Muster können unsere Kundinnen frei wählen. Dadurch bieten wir unseren Kundinnen die Gelegenheit, sich selbst in unserer Mode wiederzufinden. Dabei soll sich die Kleidung eben lange gut anfühlen und auch sitzen. Das finde ich so schön und wichtig.”


Welche Werte möchtest du durch SUSUMU AI vermitteln und wie spiegelt sich das in deinen Designs wider?
“Bei SUSUMU AI leben wir unsere Werte mit Leidenschaft und Überzeugung. Im Herzen unserer Philosophie steht die tiefe Wertschätzung für traditionelles Handwerk, gepaart mit dem Wunsch, authentische und identitätsstiftende Mode zu kreieren. Unsere Designs sind mehr als nur ästhetisch ansprechend – sie erzählen Geschichten und laden zum bewussten Konsum ein. Wir glauben an zeitlose Eleganz und Langlebigkeit, was sich in der Qualität jedes einzelnen Stücks widerspiegelt.”

Nachhaltigkeit ist zentraler Begriff bei SUSUMU AI. Wie setzt du konkrete Maßnahmen um, um die Umweltbelastung deiner Produkte zu minimieren?
„Bei SUSUMU AI verstehen wir Nachhaltigkeit als komplexe Herausforderung, der wir uns mit innovativen Lösungen stellen. Unser Ansatz fokussiert sich auf drei Kernbereiche:
Bedarfsorientierte Produktion. Um Überproduktion entgegenzuwirken, fertigen wir ausschließlich auf Kundenwunsch. Dies ermöglicht uns, Ressourcen effizient zu nutzen und Abfälle zu minimieren.
Verantwortungsvolle Materialbeschaffung. Wir nutzen „Deadstock“ aus japanischen Traditions-Fabriken, wählen unsere Partner sorgfältig entsprechend ihren nachhaltigen Produktionsmethoden aus und legen den Wert auf wassersparende Herstellungsverfahren und hochwertige Stoffqualität
Unser einzigartiges Kreislaufsystem: Reststoffe aus unserer Produktion gehen an Berliner Künstler über. Daraus entstehen neue Kunstwerke, Skulpturen und Schmuck. So können wir Abfall nahezu vollständig vermeiden. Statt saisonaler Kollektionen bieten wir eine kuratierte Auswahl zeitloser Designs, die durch die Limitierung der Reststoffe eine natürliche Exklusivität erhalten. Diese Herangehensweise ermöglicht es uns, als kreatives Unternehmen verantwortungsvoll zu agieren und gleichzeitig einzigartige, nachhaltige Mode zu schaffen.“
Was sind deine langfristigen Ziele für SUSUMU AI?
“Es geht mir weiterhin um ständige Optimierung und Perfektionierung. Wir werden in nächster Zeit unsere Online-Präsenz etwas erhöhen und in naher Zukunft auch im Online-Verkauf tätig werden, um mehr Kund:innen zu erreichen. Da sehen wir mittlerweile viele Chancen, dass man seine Maße aus weiter Entfernung angeben und auch durch eine KI einen eigenen Kleiderschrank zusammenstellen kann. Wir möchten damit das Bewusstsein für den eigenen Konsum schärfen und dass die eigene Kleidung nicht in Vergessenheit gerät, bevor man sich etwas Neues kauft.
Zudem wollen wir unser Kreislaufsystem noch weiter optimieren, indem wir getragene Produkte wieder zurücknehmen und daraus erneut etwas Neues produzieren.“
Zum Schluss: Wie soll SUSUMU AI in der Modewelt angenommen werden und sich langfristig mit den gesetzten Werten durchsetzen?
„Langfristig möchte ich, dass SUSUMU AI als Marke für Qualität, Zeitlosigkeit, und kulturelle Tiefe steht – eine alternative zur Massenproduktion, die Handwerkskunst und Design vereint. Langfristig würde ich gerne eigene Stores öffnen, in denen man nicht nur Kleidung kaufen, sondern unsere Philosophie im Ganzen erleben kann. Mein Traum wäre es, dass Menschen ein Kleidungsstück von uns nicht nur tragen, sondern fühlen- als Teil einer gemeinsamen größeren Geschichte.”

Alisa und SUSUMU AI sind dieses Frühjahr auf der BLICKFANG Stuttgart, vom 14.-16. März, sowie BLICKFANG Basel, vom 21.-23. März mit dabei. Sichere dir jetzt Tickets und erlebe Mode mir Mehrwert, live!
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