
Kalle Warncke steht für Handwerkskunst mit Verantwortung. In seiner kleinen Werkstatt an der Ostsee fertigt er zeitlose Möbel nach traditionellen Tischlertechniken– ohne Plastik, Spanplatten oder kurzfristige Modetrends. Seine Möbel sind eine Einladung, die Welt durch nachhaltigen Konsum positiv zu beeinflussen und langlebige Werte zu schaffen. Lebenslange Qualität– dafür steht er mit seinem Label Hartholzdesign.

Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, in die Welt des Designs und Handwerks einzutauchen, und wie hat dein Hintergrund im Bootsbau deine Möbelkreationen beeinflusst?
“Ich habe meine Lehre zum Bootsbauer aus persönlichem Interesse begonnen. Ich war damals aktiver Regatta-Segler und handwerklich sehr aktiv, in der Garage meines Vaters und am Segelverein. Jedoch hat mich die Arbeit im Bootsbau auf Dauer nicht glücklich gemacht, weil die Branche ökologisch ein schlechtes Bild abgibt. Umweltbelastung durch giftige Farben, Tropenhölzer, Kunststoffe, hohen Energieaufwand. Für mich hat sich diese Arbeit nicht ausgezahlt, gerade weil das Segeln hauptsächlich ein Hobby ist und nicht zu mehr Gemeinwohl unserer Gesellschaft beiträgt. Möbel kann jeder gebrauchen und so habe ich mich dazu entschlossen, die Branche zu wechseln. Mein Ziel ist es, nachhaltige, umweltfreundliche Möbel zu produzieren, die die Menschheit braucht und auch lange behält, um unsere Wegwerf-Gesellschaft etwas entgegenzusetzen.”
Dein Fokus liegt auf nachhaltigen Möbeln – was genau verstehst du unter „wirklich nachhaltigen“ Möbeln und welche Philosophie steckt hinter deiner Entscheidung, funktionale, langlebige und ethisch vertretbare Möbel zu schaffen?
“Wirklich nachhaltig ist für mich ein Produkt, das Generationen übersteht. Während meiner Weiterbildung ist mir aufgefallen, dass die konventionelle Möbelbranche nicht mehr wirklich nachhaltig produziert. In der Regel beträgt die Lebensdauer moderner Möbel nur noch wenige Jahre- häufig auch die von sehr hochwertigen Möbeln. Zudem belastet mich der Klimawandel stark. Mein gewählter Weg ist deshalb ein Produktionsweg wie vor 200 Jahren- und in der heutigen Zeit daher sehr unkonventionell.”
Erzähl uns etwas mehr über deine Materialwahl und Verarbeitungstechniken. Was macht sie in deinen Augen so besonders?
“Ich möchte damit sowohl der Umwelt als auch dem Nutzer etwas Gutes tun. Bei der Verarbeitung von Spanplatten entstehen Sägestäube voller Mikroplastik, das ohne ordnungsgemäße Entsorgung natürlich in die Umwelt gelangen. Das ist bei Vollholz kein Problem. Ich verwende ausschließich Lacke und Leime aus Naturwerkstoffen, Haut- und Knochenleime, mit denen heutzutage auch fast keiner mehr arbeitet. Durch die natürliche Oberflächenbehandlung mit Ölen und Wachsen bleibt Holz in Haptik und Optik ganz klassisch Holz und ist völlig frei von Giftstoffen. Zudem kann das Produkt dadurch auch leichter repariert werden.”
Du orientierst dich mit deinen Designs gerne an der Vergangenheit. Welche Herausforderungen bringt es mit sich, solche klassischen Techniken in der heutigen Zeit anzuwenden und welche Botschaft willst du mit deiner Materialwahl vermitteln?
“Herausforderungen sind zum einen die zeitintensive Produktion, da echte Holzverbindungen aufwendig zu fertigen sind und einen hohen Anteil an Handarbeit erfordern. Zum anderen die Integration des klassischen Handwerks in die moderne Gesellschaft. Traditionelles Handwerk wird auf dem modernen Markt nicht mehr so einfach angenommen, weil man natürlich die Preise für kurzlebige Produkte gewohnt ist.
Meine Botschaft ist deshalb ein Appell an unsere Konsum-Gesellschaft. Holz ist nur CO2-Speicher, wenn es lange währt. Und das Geld, dass man alle paar Jahre für neue Möbel ausgibt, kann auch in ein langlebiges Stück investiert werden.”



„Lohmeyer“ ist durch ein Design von Hartmut Lohmeyer aus den 60er-Jahren inspiriert. Wie wichtig ist es dir, klassische Designvorlagen in die heutige Zeit zu übertragen?
“Ich schaue mir gerne historische Möbelkonstruktionen an und übernehme die Designs und ich orientiere mich an traditionellen Verarbeitungstechniken. Wenn ich meine Konzepte entwerfe, lasse ich mich von ästhetisch zeitlosem, klassischem Design inspirieren. Ich denke, man kann viel aus dem historischen Handwerk mitnehmen, da dieses noch nicht für eine kurzlebige Konsumgesellschaft, sondern auf langfristige Funktion ausgerichtet war.”
Deine Kreation „Lohmeyer“ verzichtet auf die Verwendung von furnierten Spanplatten zugunsten einer selbst gefertigten Dreischichtplatte. Welche Vorteile bietet diese Wahl, und wie wirkt sich das auf die Haltbarkeit und Ästhetik des Tisches aus?
“Die Ästhetik des Tisches, entspricht der von Hartmut Lohmeyers Möbel. In der Fertigung bin ich abgewichen. Eine Tischplatte mit der Zarge zu verleimen ist normalerweise nur schwer möglich, da sich Holz durch die Luftfeuchtigkeit immer etwas verändert und an seiner Breite zu- oder abnehmen kann. Dadurch wäre die Verbindung nicht mehr stabil. Spanplatten sind davon weniger betroffen und werden deshalb häufig bevorzugt, um die Verbindung herzustellen. Ich habe eine Dreischichtplatte hergestellt, die diese feuchtebedingte Ausdehnung ebenfalls verhindert. Das macht zwar die Produktion aufwendiger, aber den Tisch nachhaltiger.”
Was macht dieses Design so zeitlos, und wo liegt genau darin die Relevanz im Bereich Nachhaltigkeit?
“Gerade bei Designs wie dem “Lohmeyer” sieht man eben, dass dieses klassische Design den Leuten weiterhin gefällt, auch noch Jahrzehnte später. Auch durch starke Trendwellen hindurch hat sich dieses Konzept durchgesetzt. Diese Art von Möbeldesign hat meiner Meinung nach immer seinen Platz in der Gesellschaft und kommt nicht aus der Mode. Auch das macht ein Produkt nachhaltig.”
Du hast den Future-Forward-Wettbewerb mit deinem Couchtisch „Lohmeyer“ gewonnen. Was bedeutet dieser Erfolg für dich und „Hartholzdesign“?
„Dass ich den Wettbewerb gewonnen habe, ist für mich natürlich eine große finanzielle Hilfe und eine Unterstützung, um mir eine gewisse Reichweite aufzubauen. Es zeigt mir, und das ist noch wichtiger, dass mein Weg der richtige ist. ”

Wie stellst du dir die Zukunft von „Hartholzdesign“ vor? Welche Projekte und Entwicklungen möchtest du in den nächsten Jahren umsetzen?
“Fokus ist jetzt erstmal die Teilnahme an der Messe, für die ich auch noch vorproduzieren muss. Hoffentlich entwickeln sich dann aus meiner Teilnahme heraus Aufträge, die ich angehen kann. Ich freue mich sehr darauf, dann habe ich auf jeden Fall etwas zu tun.”
Was erhoffst du dir von deiner BLICKFANG-Teilnahme und worauf freust du dich am meisten?
“Ich habe “Hartholzdesign” Anfang 2024 gegründet und stehe damit noch ganz am Anfang meiner Reise. Da ich Quereinsteiger in der Möbelbranche bin, hoffe ich natürlich, viele neue spannende Kontakte zu knüpfen, mit Kunden, Lieferanten, Architekten, Möbelhäuser, das wäre super- und natürlich auch andere Designer und Handwerker, mit denen ich mich austauschen kann.

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