mageceramics: Über Keramik und ihre Zerbrechlichkeit

Allgemein

Marc Gerber hat mit seinem Label mageceramics seine unverwechselbare Handschrift gefunden: Außenseitig unglasierte Keramik und vom Drehen gezeichnete Oberflächen. Im Gespräch erzählt er uns, wie sein Label entstanden ist, welche Techniken er verwendet und woher er seine Inspiration nimmt. 

Marc, erzähl doch mal, wie ist dein Label überhaupt entstanden und welche Ideen stecken dahinter? 

Die Geschichte meines Labels ist eng mit meiner künstlerischen Entwicklung verwoben. Nach meinem Master in Fine Arts sehnte ich mich nach einer Rückkehr zum Handwerk – weg von der rein konzeptuellen Kunst, hin zur haptischen Erfahrung. Was als künstlerische Exploration begann, entwickelte sich zu meiner Berufung. Heute kreiere ich in meinem Label hochwertige Keramiken, die sich durch präzises Handwerk und individuellen Charakter von der industriellen Massenware abheben. Jedes Stück zeigt die Spuren des Prozesses und erzählt dadurch seine eigene Geschichte. 

Du legst großen Wert auf Recherche und Entwicklung in deinem kreativen Prozess. Wie sieht dieser Teil deiner Arbeit aus und wie setzt du das in deinem Design um?  

Recherche bedeutet für mich Suchen und Entdecken. Ich teste Materialien, Farben, Texturen, Ergonomie – immer mit dem Ziel, Funktion, Ästhetik und Nachhaltigkeit zu vereinen. Systematisches Experimentieren ist mein roter Faden, doch der Weg zum finalen Produkt bleibt spielerisch. Letzten Sommer habe ich zum Beispiel eine eigene Farbbibliothek entwickelt, wochenlang Porzellan eingefärbt, hunderte Proben erstellt, mit verschiedenen Inspirationsquellen verglichen und dabei neue Nuancen und Kombinationen gefunden. Solche Testreihen schaffen für mich die Basis für fundiertes Designs. 
Aber auch der Blick nach außen inspiriert mich. Ich beobachte Objekte, besuche Messen, tausche mich aus – nicht nur im Keramikbereich, sondern auch in Architektur, Textil-, Schmuck- und Möbeldesign. Ich frage mich stets: Warum spricht mich etwas an? Diese Reflexion fließt in jedes meiner Stücke ein. 

Wie vereinst du Funktion, Ästhetik und Nachhaltigkeit? 

Keramik ist langlebig, hat keinen Zerfall wie viele andere Materialien – doch oft ersetzen wir Objekte aus reiner Gewohnheit oder Langeweile. Mein Ziel als Designer ist es, Objekte zu schaffen, die nachhaltig ansprechen, damit man sie möglichst lange behalten will. Die Zerbrechlichkeit von Keramik sehe ich dabei nicht als Nachteil, sondern als Qualität. Sie schafft eine besondere Verbindung: Man behandelt das Stück mit Sorgfalt, weil es einem wirklich etwas bedeutet.  
Nachhaltigkeit beginnt für mich schon im Prozess. Ich stelle alles selber im eigenen Atelier her, entwickle ressourcenschonende Techniken, reduziere Abfall und experimentiere mit effizienten Herstellungsverfahren. So entsteht Design, das bleibt – ästhetisch, funktional und verantwortungsvoll. 

Kannst du die Technik, die du für die Herstellung deiner Keramik verwendest, genauer erklären?  

Die zwei wesentlichen Elemente, die bei der Gestaltung meiner Vasen entscheidend sind, sind das Verdrehen und das Aufreißen. Ich stelle die Vasen auf der Drehscheibe her, da liegt es eigentlich schon nahe, dass Muster sich manchmal verdrehen. Meistens sieht man das bei Keramiken aber kaum, weil Stücke normalerweise stark von außen her bearbeitet und geglättet werden. Ich trockne die Oberfläche gezielt an, wodurch das Material spröde wird, während die Wand noch feucht und flexibel bleibt. Durch die Bewegung auf der Drehscheibe und das Ausbreiten von innen her entstehen dann die verschiedenen Texturen. Verglichen mit überglasierter Keramik kommt bei dieser Technik die Materialität und der Drehprozess stark zur Geltung.   

Wie hast du diese spezielle Technik entwickelt? 

Die Technik für die verdrehten Vasen basiert auf traditionellen Verfahren aus Südkorea und Japan – ich habe das Rad nicht neu erfunden, aber weitergedreht. Einiges ist bereits vorhanden, doch für mich zählt die Weiterentwicklung: Ich kombiniere diese Methoden mit neuen Ansätzen und meiner eigenen ästhetischen Handschrift. 

Was sind deine größten Herausforderungen? 

Definitiv die Skalierbarkeit. Jedes Stück entsteht aktuell in Handarbeit von nur einer Person, – das macht sie besonders, aber auch limitiert. Außerdem möchte ich ständig Neues ausprobieren, gleichzeitig aber eine klare gestalterische Linie bewahren. Ich muss ebenfalls aufpassen, nicht die gesamte verfügbare Zeit für kleinste Details aufzuwenden. 

Wie haben sich deine Produkte und du selbst über die Zeit verändert?  

Meine Arbeit hat sich in zwei Linien entwickelt: Technisch anspruchsvolle Vasen, die sich stetig verfeinern, und Gebrauchskeramik, die sich – ähnlich wie Mode – in Kollektionen wandelt. 

Früher war meine Arbeit noch experimenteller und enthielt quasi von allem ein bisschen, heute denke ich langfristiger, plane nachhaltiger. Mir ist wichtiger geworden, dass meine Objekte eine klare Identität haben. Statt lauter Einzelstücke entstehen bei der Gebrauchskeramik nun Serien, die eine Familie bilden – harmonisch, durchdacht und miteinander kombinierbar. 

Was macht dir am meisten Spaß bei deiner Arbeit?  

Eigentlich die meisten Aspekte, denn meine Arbeit macht mir wirklich große Freude. Der beste Moment ist wahrscheinlich der Beginn einer neuen Idee. In dieser frühen Phase hat man noch so einen frischen Antrieb, einen Drive. Man ist so beflügelt von der Idee, voller Träume und Erwartungen. Ich kann ganz unbeschwert erste Versuche realisieren. Meistens habe ich schon eine ästhetische Vorstellung und mache dann verschiedene Variationen, die wiederum zu neuen Entdeckungen führen – ein bisschen wie das Skizzieren.

Beeinflussen Trends deine Arbeit? 

Ja, Trends beeinflussen meine Arbeit, aber die stärkste Kraft hinter meinen Designs ist immer, was mich persönlich interessiert. Der eigene Geschmack ist dabei bestimmt auch von der Zeit und dem Umfeld geprägt. Trends sind spannend, aber nicht immer nachhaltig. Designs, die zu stark an einen Moment gebunden sind, verlieren oft an Relevanz.   

Im Fall von Gebrauchskeramik ist die Funktion in manchen Fällen schon gegeben und wird beispielsweise bei einer Schale auch in 100 Jahren noch sehr ähnlich sein. Die Trends beeinflussen dann vor allem die Ästhetik, welche ich in der Recherchephase eines Designs gerne impulsiv, spontan und eben unter Einflüssen von Trends erprobe, die dann aber zum Zeitpunkt der Produktion schon breiter abgestützt ist. 

Wie siehst du die Zukunft deiner Arbeit?  

Ich interessiere mich immer stärker auch für den Wiederverkauf (B2B) und möchte mein Angebot da ergänzen. Und auch wenn mein Label das echte authentische Handwerk vertritt – Künstliche Intelligenz ist auch für meine Arbeit nicht irrelevant. Insbesondere in der Recherche kann KI möglicherweise Neues eröffnen und manche Abläufe beschleunigen. Bei der Herstellung bleibt es aber ganz sicher beim reinen Handwerk und bei manchen Dingen ist es ganz gut, wenn sie sich langsam entwickeln.  

Warum stellst du auf der BLICKFANG Basel aus?  

Ich habe die BLICKFANG jetzt schon sechs Mal besucht. Die damit verbundene Reichweite und das Live-Publikum sind toll. Meine Produkte entfalten ihren ganzen Wert vor allem dann, wenn man sie vor sich sieht. Auch die Art des Publikums ist relevant für mich. Auf der BLICKFANG komme ich mit designinteressierten Menschen in Kontakt. Zum einen mit privaten Leuten, die direkt etwas kaufen wollen, aber auch gewerbliche Leute, durch die Deals zustande kommen. Diese Mischung ist für mich super, so kann ich direkt verkaufen und zusätzlich noch Kontakte knüpfen. Am wichtigsten ist mir aber der persönliche Austausch – Keramik will in die Hand genommen und gefühlt werden.

Auf der BLICKFANG Basel 2025 kannst du Marc und seine Designs vom 21.-23. März hautnah entdecken.

Wenn du mehr über Marc, seine Designs und mageceramics erfahren möchtest, besuche seine Website, indem Du hier klickst:

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