Jeanne Koepp: Glasvasen aus Murano

AllgemeinInterviews

Bei Jeanne Koepp findet man Glasvasen und Dosen aus Keramik, die nicht nur schön aussehen, sondern auch die Geschichte der Designerin erzählen. Im Interview berichtet sie uns, wo sie Inspiration findet, wie ihre Kindheit sie geprägt hat und was hinter ihrem Label steckt.

Jeanne, du bist in der DDR aufgewachsen. Wie hat diese Erfahrung deine Entwicklung beeinflusst? 

Ich bin in Dresden groß geworden, damals gab es nur drei schwarze Kinder in dieser Stadt. Dieses Gefühl der Nichtzugehörigkeit hat mich stark beeinflusst. Ich wollte nie in ein klassisches Arbeitsleben eintreten, weil ich nichts mit einer Gesellschaft zu tun haben wollte, in welcher ich mich fremd fühlte. 1990 habe ich meine Galerie gegründet, die bis heute auf der Kollwitzstrasse im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg existiert. 

Was war die Motivation hinter deinem Label?

Ein Gestaltungswunsch. Dieser Wunsch führte mich zur Keramik, ich begann eine Töpferausbildung in Halle an der Saale. Der klassische Weg dieser Ausbildung wurde mir zu monoton, daher brach ich die Ausbildung ab und begab mich direkt in die Selbständigkeit. Da meine Fähigkeiten zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichten und mir es später immer mehr Freude bereitete zu gestalten als selbst zu drehen, arbeitete ich seit dieser Zeit mit viele Scheibentöpfern zusammen. Diese waren großartige Handwerker und setzten meine Ideen an der Töpferscheibe exakt so um wie ich es haben wollte, ich konnte mich ganz auf Form und Oberflächen konzentrieren. 

Du hast im Laufe der Zeit oft dein Material gewechselt. Warum? 

Ich begann mit dem Material Ton, welcher auf der Töpferscheibe zu Vasen, Schalen, Tee-Services oder Tellern verarbeitet wurde . Um auf internationalen Messen Einkäufer zu finden, musste ich schnell bei gleichbleibender Qualität vervielfältigen, daher entschied ich mich für das Gießen von Keramik. 

Jedes Material hat seinen eigenen Reiz, bei dem Werkstoff Glas stehen mir neben der Transluzidität des Werkstoffes zusätzlich ein intensives Farbspektrum zur Verfügung.  Die Leuchtkraft und Farbigkeit waren der Impuls, sich mit dem erstmal noch neuen Werkstoff auseinanderzusetzen und die ästhetischen und material-immanenten Möglichkeiten für ihr eigenes Schaffen zu erforschen. Die Glasbläser auf der Insel Murano sind großartige Handwerker, meine Ideen sind dort in den allerbesten Händen. 

Wie unterscheiden sich diese beiden Arbeitsweisen aus Keramik und Glas für dich? 

Die Arbeitsweise unterscheidet sich am Anfang kaum. Ich entwickle einen Prototyp, dann wird eine Form gebaut. Die Keramik gieße ich selbst in meiner Werkstatt in Berlin. Beim Glas hingegen ist meine kreative Leistung hauptsächlich die Formgebung. Die Produktion findet in der Glasfabrik in Italien statt. Ich bin natürlich während des Herstellungsprozess anwesend und kann Einfluss nehmen, etwa beim Schleifen der Kanten und bei der Farbauswahl. 

Du machst auch Collagen, die durch deine Reise nach Kamerun inspiriert sind. Kannst du ein bisschen mehr über den Einfluss dieser Reise und der Bedeutung der Collage als Ausdrucksmittel erzählen? 

Vor ca. zehn Jahren fand ich mittels Collage eine Form, meiner Kreativität Ausdruck zu verleihen. Ich verwende dabei verschiedene Materialien, wie zum Beispiel Fotografien, Federn, Metall, Plastik, Bindfäden – vor allem aber verschiedene Arten von Papier, Ausschnitte aus Zeitungen, Postkarten, alte Rechnungen, Einpackpapier; letztendlich alle Papiersorten, die man finden kann. Außerdem arbeite ich oft mit Materialien, die ich auf der Straße finde – zum Beispiel platt gefahrene Teile aus Metall oder Plastik, auch Blüten und Blätter lasse ich gerne in meine Arbeiten einfließen. 

Angefangen habe ich mit meinen Collagen auf einer dreimonatigen Autoreise von London nach Kamerun / West-Afrika. Zuerst als eine Art Reisetagebuch gedacht, ließ mich seither diese Form des Ausdrucks meiner persönlichen Sicht in und auf die Welt nicht mehr los, und so fing ich an, nicht nur auf Reisen, sondern auch zu Hause in Berlin meinem Innersten auf diese Weise eine Form zu geben. 

Woher nimmst du denn die Inspiration für deine Produkte? 

Durch genaues Hinschauen, das Besuchen von Museen, Ausstellungen und Spaziergängen durch die Natur auf der Suche nach zeitlosen Formen. Mein Ziel ist es eine Vase schaffen, die nicht dem Zeitgeschmack unterliegt. Oft bekomme ich Rückmeldungen von Kunden, die mir sagen, was sie noch suchen oder brauchen. Dann überlege ich, ob das Sinn für mich macht. Ich arbeite ungern rein praktisch, die Ästhetik steht immer an erster Stelle. 

Wie hat sich dein Label seit der Gründung verändert? 

Ich hatte immer eine Vision, wohin ich will. Früher habe ich mit Krakeleé beschäftigt und diese zur Perfektion gebracht. Zweifarbige Schalen mit Krakeleé waren eine zeitlang der Renner und das sogar in vielen Läden in New York.  Jetzt bin ich dem Glas verfallen. 

 Welche Rolle spielen Messen wie die BLICKFANG für dich und deine Arbeit? 

Messen sind für mich extrem wichtig, durch den Messeauftritt bei der BLICKFANG habe ich in Stuttgart, Wien, Konstanz, Hamburg ect.  Läden gefunden, die meine Produkte verkaufen. Mein Ladenlokal betreibe ich seit vielen Jahren, dadurch habe ich ein Stammpublikum aus Berlinern und Touristen, trotzdem ist es extrem wichtig sich zu bewegen, um neue Kontakte zu knüpfen. 

Wo siehst du dein Label in fünf Jahren? 

Ich hoffe, über Messebesuche so viele Läden zu finden, dass sich einen Teil meines Umsatzes daraus generieren kann. Vielleicht habe ich in ein paar Jahren mehr Zeit für Experimente – etwa für Objekte, Vasen, welche nicht unbedingt benutzbar sind, sondern als Kunst funktionieren. 

Mit einer klaren und zeitgenössischen Formensprache, vereint mit herausragender Handwerkskunst, überzeugen meine Arbeiten durch ihre hohe Funktionalität, die zugleich Schönheit und Poesie in den Alltag bringen. Solides Handwerk und künstlerischer Anspruch verbinden sich zu sinnlichen Objekten der Alltagskultur.

Auf der BLICKFANG Stuttgart 2025 kannst du Jeanne Koepp vom 14.-16. März persönlich kennenlernen.

Wenn du mehr über Jeanne Koepp und ihre Kreationen erfahren möchtest, besuche ihre Website, indem Du hier klickst:

  

Chat öffnen
1
Wie können wir dir weiterhelfen?
Consent Management Platform von Real Cookie Banner