Hana Kim: Wo aus Papierschleifen Schmuckstücke werden

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Oder auch: Wenn die eigenen Wurzeln zur kreativen Basis werden

Nicole Hana Kim hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und das Label Hana Kim gegründet. Im Interview erzählt sie uns, wie sie ihre Wurzeln mit in ihre Design einfließen lässt, woher sie Inspiration nimmt und warum Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist.

Wie bist du dazu gekommen dein Label zu gründen? 

Ich war früher im Marketing tätig und war eher hobbymäßig kreativ unterwegs. Irgendwann habe ich dann handwerkliche Schmuckkurse belegt und gemerkt, dass mir das richtig viel Spaß macht. Handwerklich war ich zwar schon immer gerne tätig aber diese Kurse haben mir die Schmuckherstellung nochmal nähergebracht. Dann war ich länger auf Reisen und musste meinen Job dafür kündigen. Als ich zurückgekommen bin wollte ich das einfach mal ausprobieren selbst Schmuck herzustellen und zu verkaufen. 

Wie würdest du dein Label in 3 Worten beschreiben? 

Von Hand gefertigt. 
Koreanische Einflüsse. 
Nachhaltig. 

In deinen Schmuckstücken verbindest du koreanische Elemente mit Schweizer Präzision. Wie genau setzt du das um? 

Ich nehme meine Inspiration oft aus koreanischen Elementen. Größtenteils orientiere ich mich an geschichtlichen und traditionellen Sachen und nicht an den aktuellen. Meistens habe ich ein spezifisches Thema aus der koreanischen Kultur oder Geschichte, welches mich interessiert oder bewegt und daraus entstehen dann die Ideen für meine Designs.  

Bei meiner letzten Kollektion geht es um einen traditionellen koreanischen Tanz.  Bei diesem tragen die Tänzer:innen Helme, an denen lange Papierschleifen befestigt sind. Beim Tanzen bewegen die Tänzer:innen ihre Köpfe, sodass die Papierschleifen Formen bilden. Das sieht dann ähnlich aus wie mit einem Gymnastikband. Das ist dann meine Ausgangslage und ich überlege mir dann, wie ich solche Dinge in den Schmuck übersetzen kann. 

Beim Schmuck selbst experimentiere ich gerne. Ich schaue mir an, wie sich das Metall verhält. Metall verhält sich unterschiedlich, auch wenn man es erhitzt, und damit spiele ich gerne in meinen Kollektion.  Bei der Kollektion mit den Papierbändern wird das Metall beispielsweise mit Papier gewalzt. Die Struktur legt sich dann auf das Metall und es sieht wie eine Papieroberfläche aus.  

©Jonathan Labusch
©Nick Soland
©Jonathan Labusch

Welche Rolle spielt dein koreanisches Erbe in deinem Gestaltungsprozess? 

Auf jeden Fall eine große. Bei Design muss man sich zuerst entscheiden, in welche Richtung man gehen möchte und das kommt meiner Meinung nach durch eigene Interessen. Mein Interesse an der koreanischen Kultur ist da natürlich vorhanden. Ich bin zwar in der Schweiz aufgewachsen aber dennoch war mein Aufwachsen stark von der koreanischen Kultur beeinflusst. Sprache, Essen und der Umgang in der Familie waren durch die Herkunft geprägt und ich finde das ist sehr identitätsstiftend, vor allem, wenn man in einem Land aufwächst, das andere Traditionen hat. Meine koreanische Herkunft ist also ein großer Teil meiner Identität und damit auch meiner Interessen und das zeigt sich in meinen Schmuckstücken. 

Wie bringst du die beiden Aspekte zeitlos und dennoch überraschende Formsprache in Einklang? 

Ich denke wirklich ausschlaggebend für ein zeitloses Stück ist vor allem eine einfache Formsprache. Meine Schmuckstücke dürfen zwar schöne Details haben, aber ich arbeite keine Ornamente oder Verschnörkelungen ein, das ist eher weniger zeitlos. Stattdessen setze ich auf eine klare Sprache. 

Für die überraschende Formsprache setze ich dann auf Anwendungen, die man nicht so oft sieht. Zum Beispiel das Walzen von Papier auf Metall, das ist überraschend und erzählt eine Gesichte – das catcht. 

Wie motivierst du dich, wenn du mit kreativen Herausforderungen konfrontiert bist? 

Das Gute an meinen Kollektionen ist, dass sie nur einmal im Jahr entstehen und ich mich so das ganze Jahr über inspirieren lassen kann oder Dinge nochmal nachschauen kann. Wenn ich wirklich keine kreativen Ideen habe, helfen mir die Klassiker wie ins Museum oder in den Wald gehen und sich neuen Input suchen. 

Du arbeitest mit traditionellen Schmiedetechniken. Inwiefern unterscheidet sich diese von modernen und digitalen Methoden? 

Bei den traditionellen Schmiedetechniken kann man, wenn man wie ich vom Material ausgeht, richtig schön experimentieren. Dann entstehen Formen, die den Eigenschaften des Materials entsprechen und sie widerspiegeln. Bei den modernen Methoden, wenn man zum Beispiel mit CAD-Programmen arbeitet, dann hat man natürlich das Konzept und man weiß schon, wie der Schmuck später aussieht. Der große Unterschied ist daher, dass bei den traditionellen Techniken das Konzept einfließt aber ebenbürtig ist, wie sich das Material verhält, während bei den modernen Methoden das Material in dem Sinne eher sekundär gedacht wird.  

©Nick Soland
©Nick Soland
©Nick Soland

Nachhaltigkeit ist dir sehr wichtig und du legst großen Wert darauf, wo deine Materialien herkommen.  

Ich finde besonders im Schmuckbereich ist es extrem wichtig, sich bewusst zu machen, wo der Schmuck herkommt. Wir arbeiten mit Edelmetallen wie Silber und Gold, das wächst nicht einfach auf dem Boden, sondern kommt meistens aus Ländern, in denen das politische System schwächer ist oder die Regulierungssysteme nicht so effizient arbeiten, wie bei uns. Daher ist es umso wichtiger hinzuschauen und sich zu fragen, wo die Materialien herkommen.  

Eigentlich ist es auch ein bisschen absurd. Niemand braucht Schmuck wirklich. Das ist ein Luxus. Und dann gibt es da Leute, die Schmuck für Tausende von Franken oder Euros kaufen und der ist dann nicht mal nachhaltig produziert. Das kann man meiner Meinung nach nicht wirklich zusammenbringen. 

Welche Herausforderungen gibt es für dich, wenn es um Nachhaltigkeit geht und darüber auch zukünftig nachhaltig zu bleiben? 

Die Wertschöpfungskette bei Schmuck ist sehr lange, da ist es manchmal wirklich schwierig den Durchblick zu behalten, wo die Materialien jetzt herkommen und verarbeitet werden. Ich arbeite zwar mit recyceltem Gold und Silber und meine Wertschöpfungskette ist viel kürzer, aber ich sehe das bei mir selbst auch. Obwohl der Weg kürzer ist, ist es dennoch eine Herausforderung die Kette ständig zu prüfen und auch nochmal nachzufragen. 

Mittlerweile habe ich ein gutes Setup. Bei den Steinen ist es aber immer herausfordernd wirklich nachzuverfolgen, wo sie herkommen. Deshalb arbeite ich eben nur mit Schweizer Steinen oder Second Hand Steinen, die nochmal neu geschliffen werden.  

Welche Rolle spielen Messen wie die BLICKFANG für dich? 

Der direkte Austausch mit den Kund:innen liegt mir wahnsinnig am Herzen und den hat man auf Messen einfach garantiert. Wir verkaufen viel über andere Läden und den Onlineshop und da fällt es dann weg, dass die Leute in den Showroom kommen und direkt bei mir einkaufen. Da fehlen der Kontakt und das Feedback und man kommt nicht in Gespräche mit den Leuten. Wenn ich dann an Messen bin, ist es super schön bestehende Kund:innen wiederzusehen oder Leute zu haben, die ganz neu mit dem Label in Berührung kommen. 

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