Die BLICKFANG steht für exzellentes, unabhängiges Design – und genau das würdigt auch in diesem Jahr der begehrte Designpreis.
Die Auszeichnung richtet sich an herausragende Designer:innen und kreative Köpfe, die mit innovativen Konzepten und einzigartiger Ästhetik überzeugen. Der Designpreis ist auch in diesem Jahr eines der Highlights der BLICKFANG und wird erstmals in drei Kategorien vergeben: Neben den etablierten Bereichen Möbel & Leuchten sowie Mode wird nun auch die Kategorie Accessoires ausgezeichnet.
Eine unabhängige Fachjury entscheidet über die Preisträger:innen in allen Kategorien und legt dabei besonderen Wert auf die gestalterische Qualität, das kreative Konzept, die handwerkliche Umsetzung und eine überzeugende Präsentation. Der Designpreis hebt nicht nur exzellentes Design hervor, sondern setzt auch ein Zeichen für die Bedeutung nachhaltiger und innovativer Gestaltung.
Ermöglicht wird die Vergabe durch die Unterstützung der D.E.S.I.G.N. Foundation, die sich für die Förderung herausragender Designleistungen einsetzt. Mit dieser Auszeichnung bleibt die BLICKFANG ihrer Mission treu, Designschaffende zu stärken und die besten Ideen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Fachjury der BLICKFANG Hamburg 2025:
Katharina Schwarze I Senior Editor AD Germany

Katharina Schwarze ist Diplom-Industriedesignerin und Designjournalistin mit einem besonderen Gespür für Gestaltung, Handwerk und Kommunikation. Nach ihrem Studium an der renommierten Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) gründete sie gemeinsam mit Maja Hafner das Möbeldesign-Label StudioMok, mit dem sie innovative Designkonzepte und Möbel entwickelte.
Nach mehreren Jahren als Designerin verlagerte sie ihren Schwerpunkt zunehmend auf redaktionelle und kuratorische Tätigkeiten im Design- und Architekturkontext. Sie arbeitete als Creative Content & Sales Managerin für den Blickfang Designshop, war Contributing Editor bei Magazinen wie Architonic, ArchDaily, 1st Living und The Design Pot, und verfasste zahlreiche Artikel zu Themen wie Interior Design, Architektur, Möbel und traditionelles Handwerk. Seit 2022 ist sie als Senior Editor bei AD für die Themenbereiche Küche und Bad zuständig und schreibt sowohl für Print als auch für Digital über ihre Fachgebiete Möbeldesign, Handwerk, Interior und Architektur.
1. Was macht für dich gutes Design aus?
Im ersten Moment, bei der Betrachtung, sollte das Produkt eine emotionale Reaktion auslösen – sei es durch eine besondere Form, seine Farbe oder die Materialiät. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es besonders auffällig sein muss. Auch stille Produkte, die beispielsweise die perfekte Proportion gefunden haben, können eine solche Reaktion auslösen – die Bewertung dazu ist natürlich hochgradig subjektiv. Im zweiten Moment sollte sich das Produkt gut anfühlen und tadellos funktionieren, ohne dass geht es nicht. Und last (but definitely not least!) müssen die Materialien und die Produktion stimmen. Sprich, das Produkt sollte unter fairen Bedingungen gefertigt sein, aus einem Material oder aus Materialien, die ökologisch vertretbar sind.
2. Welches Designstück hat dich in letzter Zeit begeistert und warum?
Die Tablewear-Kollektion der Natalia Criado. Ich habe sie bereits letztes Jahr im Rahmen der Salone in Alcova entdeckt, kann mich aber nicht daran sattsehen. Die Objekte verbinden Codes aus ihrer Heimat Kolumbien mit italienischer Handwerkskunst, sie sind verspielt und pragmatisch zugleich. Besonders bezaubernd finde ich, dass sie vermeintlich banalen Alltagsgegenständen wie Messer, Gabel und Löffel künstlerischen Charakter und Raffinesse verleiht.
3. Wohin wird sich in deinen Augen Möbel-Design in Zukunft entwickeln?
Dasselbe habe ich neulich Antonio Citterio in einem Interview gefragt, und seine Antwort fand ich überzeugend: Die Möbelindustrie gleicht sich (leider) immer mehr der Modebranche an. Möbelkollektionen entstehen in rasender Geschwindigkeit, Informationen und Trends verbreiten sich schnell. Weshalb die Marke und das Markenerlebnis, das mit den Stücken einhergeht, wichtiger ist denn je. Bei Kollektionen, die visuell beinahe austauschbar werden, ist das Vertrauen in das Label entscheidend.
4. Die BLICKFANG ist wichtig, weil…
Sie jungen Designlabels die Möglichkeit gibt, direktes Kundenfeedback zu erfahren. Welche Produkte wecken das Interesse der Besucher:innen und welche Produkte verkaufen sich? Es gibt kaum eine wertvollere Information für Designer:innen.
5. Welchen guten Rat würdest du jungen Designer:innen heutzutage mit auf den Weg geben?
Fail Fast. Wenn man einen gestalterischen Drang verspürt, möglichst schnell in die Umsetzung kommen. Und dann immer wieder in den Austausch gehen, Anpassungen machen und sich weiterentwickeln. Das perfekte Produkt entsteht nicht beim ersten Versuch, die eigene Design Handschrift entwickelt sich nur durch Erfahrungen. Und dann ist da noch das Thema AI. Dem sollte man nicht mit zu viel Angst begegnen, sondern die Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, für den eigenen Gestaltungsprozess nutzen.
Stefanie Bärwald I Journalistin, Wohnredakteurin bei SCHÖNER WOHNEN

Stefanie Bärwald studierte Tanz, Theater- und Kommunikationswissenschaften in Frankfurt am Main, München und Stockholm. Bei Regie-Assistenzen zog sie besonders die Ausstattung in den Bann – von dramatisch fallenden Bühnenvorhängen bis zur richtigen Lichtstimmung. Nach ihrem Volontariat und Festanstellungen als Wohnredakteurin in München kehrte sie dann der Isar den Rücken und zog an die Elbe, um zunächst für LIVING AT HOME und seit 2017 für SCHÖNER WOHNEN zu arbeiten. Ihre Lieblingsthemen und Spezialgebiete? Die wohnliche „Software“, das heißt Heimtextilien jeglicher Art sowie alles rund um Bett und Schlafzimmer. Daneben begeistert sie sich für Styling, Vorher-Nachher-Reportagen, Kinderzimmer-Einrichtung und vor allem die Entdeckung junger Labels sowie der allerneuesten Wohn- und Designtrends.
1. Was macht für dich gutes Design aus?
Gutes Design hat einen gewissen Noch-nicht-gesehen-/Überraschungseffekt für mich. Es ist einzigartig, hat eine ausgezeichnete handwerkliche Verarbeitung und fühlt sich gut an. Es kommt auf die Details an. Gebrauchsgegenstände müssen mich aber auch durch ihre Funktionalität überzeugen. Und: Gutes Design macht ebenso seine Langlebigkeit aus.
2. Welches Designstück hat dich in letzter Zeit begeistert und warum?
Gerade bin ich dabei, die ganzen Neuheiten, die von der Mailänder Möbelmesse eintrudeln zu sichten. Ich selbst konnte nicht auf die Messe, weil mich ein Kreuzbandriss im Vorfeld länger lahmgelegt hat – das Design von Krücken ist optisch definitiv noch ausbaufähig. Begeistern kann ich mich dagegen immer wieder stark für nachhaltiges Textildesign wie zum Beispiel vom dänischen Stoffunternehmen Kvadrat, dem spanischen Teppichlabel Nanimarquina oder dem Hamburger Label M2Rugs. Und kleine, portable Leuchten sind meine absoluten Designlieblinge: unverzichtbar für den Alltag und gute Stimmung zuhause.
3. Wohin wird sich in deinen Augen Möbel-Design in Zukunft entwickeln?
Sowohl für Möbel-/Produkt- als auch Mode-Design führt kein Weg an Nachhaltigkeit vorbei. Ressourcenschonende Produktion und innovative beziehungsweise kreislauffähige Materialien sind ein Muss für das Design der Zukunft. Idealerweise gilt: Weniger ist mehr zugunsten von höherer Qualität. Gleichzeitig sollte gutes Design in der Zukunft auch „demokratisch“ sein, sodass sich nachhaltige Produkte nicht nur eine Elite leisten kann.
4. Die BLICKFANG ist wichtig, weil…
… wir in digitalen Zeiten dringend Foren brauchen, an denen man Kunst, Kreativität und Design real erleben und anfassen, sich in Echtzeit treffen und untereinander austauschen und inspirieren lassen kann. Newcomer:innen haben so die Gelegenheit, ihre Produkte und Ideen spannend vor Publikum zu präsentieren.
5. Welchen guten Rat würdest du jungen Designer:innen heutzutage mit auf den Weg geben?
Seid mutig. Seid authentisch. Vertraut nicht immer nur dem Kopf, sondern auch dem Bauchgefühl. Vernetzt euch gut, aber seid auch mal offline und arbeitet und trefft euch ohne Screen.
Ein tolles Produkt ist der Start, braucht aber unbedingt auch eine kreative Präsentation, professionelle Fotos – heute auch Bewegtbild – und gute PR-Arbeit, um da draußen gesehen zu werden. Entwerft ein Produkt mit Identität und Geschichte.
Henning Riecken I Geschäftsführer Breuninger Hamburg

Henning Riecken ist Diplom-Betriebswirt und Geschäftsführer des 2025 eröffneten Breuninger Flagship-Stores in Hamburg. Der gebürtige Kieler und gelernte Schneider blickt auf über drei Jahrzehnte Erfahrung im Mode- und Lifestyle-Einzelhandel zurück. Nach Stationen bei Peek & Cloppenburg in Düsseldorf und Wien, wo er als Director Retail Management tätig war, wechselte er 2018 zu Breuninger. Dort übernahm er zunächst die Geschäftsführung des Stuttgarter Flagship-Stores, bevor er ab 2020 das Haus in Nürnberg leitete. 2022 wurde Riecken zum Geschäftsführer für den neuen Hamburger Standort berufen.
Schon früh beschäftigte sich Henning Riecken mit Nachhaltigkeit im Modebereich: Seine Diplomarbeit schrieb er über ökologische Kleidungsmarken – ein Thema, das heute aktueller denn je ist. Mit einem klaren Blick für Kundenbedürfnisse, Markeninszenierung und städtisches Leben prägt er die Entwicklung des stationären Einzelhandels mit.
1. Was macht für dich gutes Design aus?
Mich fasziniert die Kombination aus handwerklicher Gestaltung in Verbindung mit einer überraschenden und kreativen Note, wichtig ist mir die zeitlose Attrakivität eines designten Objektes.
2. Welches Designstück hat dich in letzter Zeit begeistert und warum?
Eine Jacke aus blauem Cord, innovativ geschneidert vor 70 Jahren, mit einer Aktualität und einer Qualität, das der Enkel des Schneiders, ein bekannter Koch aus Hamburg, diese immer noch mit Stolz tragen kann.
3. Wohin wird sich in deinen Augen Mode-Design in Zukunft entwickeln?
Wir brauchen eine Kombination aus neuen Produktionsmethoden, 3D, Einzelfertigung durch KI gestützte Herstellungsprozesse, in Verbindung mit einer gewissen Langlebigkeit und Nachhaltigkeit.
4. Die BLICKFANG ist wichtig, weil …
…Wir einen Fokus auf kleine Labels und Manufakturen brauchen, die den Gang durch die Instanzen der grossen Unternehmen alleine nicht schaffen können und Sichtbarkeit beim Kunden erzeugen müssen
5. Welchen guten Rat würdest du jungen Designer:innen heutzutage mit auf den Weg geben?
Immer ein Verständnis für den Markt zu entwickeln, was passiert gerade, wo sind Menschen, die mein Produkt interessieren könnte, keine Angst vor gemeinsamen Aktionen mit großen Playern zu haben, und innovative Fertigungsmethoden mit traditionellen Herstellungsprozessen zu verbinden.
Katharina Roedelius I Gründerin und Geschäftsführerin Lokaldesign

Nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Hamburg und intensiver Arbeit in studentischen Initiativen begann Katharina Roedelius ihre berufliche Laufbahn im Recruiting bei der Strategieberatung BCG. 2011 gründete sie Lokaldesign, ein Einrichtungshaus mit dem Fokus, unabhängige Möbeldesign-Talente zu fördern und ihnen eine Plattform zu geben. Zu den Marken, die sie früh unterstützt hat, zählen unter anderem moebe und tiptoe, die über Lokaldesign erstmals in Deutschland präsentiert wurden. Seit einigen Jahren umfasst das Sortiment auch eine wachsende Auswahl eigener Produkte. Nach Stationen in Rothenburgsort und im Hamburger Schanzenviertel ist Lokaldesign seit 2023 am Fischmarkt – direkt neben dem Stilwerk – beheimatet. Nach fast 15 Jahren blickt sie auf eine bewegte Reise mit vielen mutigen Designgeschichten zurück.
1. Was macht für dich gutes Design aus?
Gutes Design ist für mich ein Gesamtpaket – es lebt von handwerklicher Qualität, fantastischen Materialien und einer durchdachten Funktion. Ästhetik ist etwas sehr Persönliches, deshalb geht es für mich nicht um allgemeingültigen „guten Geschmack“, sondern darum, dass man spürt: Hier hat sich jemand mit Liebe und Sorgfalt Gedanken gemacht. Ein besonderes Detail, das sich erst beim zweiten Blick erschließt, macht für mich den Unterschied – es schafft eine stille Verbindung zwischen Entwurf und Betrachter. Gutes Design ist etwas sehr Intimes und basiert auf Respekt – gegenüber dem Material, der Idee und dem Menschen, der es nutzt.
2. Welches Designstück hat dich in letzter Zeit begeistert und warum?
Mich hat die Drawing Series von Jinil Park aus Seoul beeindruckt. Ihre Möbel wirken wie skizzierte Linien auf einem Blatt Papier – fragil, reduziert, beinahe poetisch, dabei aber aus stabilem Draht gefertigt. Diese scheinbar zweidimensionale Leichtigkeit erzeugt eine starke emotionale Wirkung und fordert unsere gewohnte Wahrnehmung von Möbeln heraus.
3. Wohin wird sich in deinen Augen Möbel-Design in Zukunft entwickeln?
Unsere Ressourcen sind nicht unendlich – das muss im Design klar und sichtbar werden. Möbelstücke sollten wieder vermehrt auf echte Langlebigkeit, hohe Qualität und Materialien setzen, die uns nicht belasten.
Gleichzeitig muss Design heute Wandelbarkeit, Gestaltungsfreiheit und individuelle Lebensentwürfe unterstützen. Modularität und Multifunktionalität sind dabei zentrale Ansätze, um zeitgemäßes Wohnen flexibel und verantwortungsvoll zu gestalten.
4. Die BLICKFANG ist wichtig, weil …
…sie Design zugänglich macht – und zwar nicht nur zum Anschauen, sondern zum Anfassen, Erleben und Diskutieren. Besucher:innen können direkt mit den Designer:innen ins Gespräch kommen, ihre Gedanken hinterfragen, Ideen austauschen und Produkte im echten Leben erfahren. Dieser persönliche Dialog ist in einer zunehmend digitalen Welt – und gerade nach den stillen Jahren der Pandemie – unglaublich wertvoll. Die Blickfang schafft Raum für echtes Miteinander und bringt Design dahin, wo es hingehört: mitten ins Leben.
5. Welchen guten Rat würdest du jungen Designer:innen heutzutage mit auf den Weg geben?
Bleibt bei eurer gestalterischen Haltung und habt den Mut, Dinge anders zu denken – auch wenn der Weg manchmal unbequem ist. Gutes Design braucht Substanz: Setzt euch intensiv mit Materialien, Verarbeitung und Funktion auseinander – denn Qualität entsteht nicht zufällig. Sucht den echten Austausch, mit anderen Designer:innen genauso wie mit den Menschen, für die ihr gestaltet. Und vor allem: Seid neugierig, empathisch und offen – Design beginnt mit dem Zuhören.