Möbel aus dem Hamburger Hafen – JANSSON Mashup Design

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Dag Jansson Perslow ist der kreative Kopf hinter JANSSON Mashup Design. Der Möbeldesigner fertigt Produkte aus altem Hafen-, Brücken- oder Sturmholz an und schenkt dem Holz somit ein zweites Leben. Warum ihm Nachhaltigkeit so wichtig ist, Stegholz seine Werkstatt in ein einzigartiges Dufterlebnis verwandelt und die Peute der perfekte Arbeitsplatz ist, erzählt Dag uns im Interview.

Dag, erzähl doch mal: Wie bist du dazu gekommen, ein eigenes Label zu gründen?

Obwohl ich schon früh wusste, dass ich was mit Möbeln machen wollte, habe ich nach meinem Abi entschieden doch erstmal an die Uni zu gehen, um BWL zu studieren. Erst nach Jahren am Schreibtisch habe ich dann, „die Kurve gekriegt“ und meine eigene Werkstatt aufgemacht, um endlich Dinge zu gestalten, die meine Handschrift tragen und für eine eigene Ästhetik stehen.

Du bezeichnest deine Designs als „Mashup“ – kannst du mir genauer erklären, was das für dich bedeutet?

Mashups sind Musikkompositionen, die so miteinander verwebt werden, dass etwas Neues entsteht, man gleichzeitig aber erkennen kann, was die Grundlagen des Ganzen waren. Bezogen auf meine Möbel kann man klar erkennen, dass sie vom Design der 50er, und 60er inspiriert sind. Gleichzeitig sind Herkunft und verfügbare Menge der Hölzer, die ich verarbeite, maßgeblich für das Designkonzept meiner Möbel. Ich versuche also, meine Möbel elegant zu gestalten und gleichzeitig nicht zu verhehlen, dass es sich um altes Holz mit Fehlstellen und Bohrlöchern handelt, das jahrzehntelang im Wasser gestanden hat.

Was hat dich dazu inspiriert, mit altem Brückenholz oder Hafenholz zu arbeiten?

Zum einen ist Nachhaltigkeit ja schon lange ein Thema, das einen einfach im Alltag begleitet. Nicht alles sofort wegzuwerfen und neu zu kaufen, sondern zu reparieren oder aufzuarbeiten. Mir war also wichtig, dass meine Möbel nicht aus neu produziertem Holz entstehen, sondern aus Altholz. Ich streckte meine Fühler in alle Richtungen aus, das Fachwerk alter Bauernhäuern schien mir zunächst ebenso interessant wie das Holz einer Almhütte in den Bergen. Irgendwann traf ich dann jemanden, der mir sehr deutlich vermittelte, dass das Hüttenholz nun mit Sicherheit nicht an einen Fischkopp wie mich gehen könne. Ich verstand sofort, was er meinte und wusste, als waschechtes Nordlicht sollte ich mich auf maritime Hölzer konzentrieren. So habe ich meine Nische gefunden.

Du arbeitest mit verschiedenen Arten von Holz. Welches Material macht dir am meisten Spaß?

Jedes Holz hat tatsächlich seinen eigenen Charme und seine eigenen Herausforderungen. Die Duckdalben aus dem Hamburger Hafen sind natürlich faszinierend, wenn man die aus dem Wasser zieht, die sind weit über 20 Meter lang und äußerlich extrem verwittert. Sägt man sie auf, dann offenbart sich eine unfassbar schöne, komplett „unberührte“ Textur. Bei Steghölzern aus Lärchenholz ist es etwas ganz Anderes – da liebe ich den köstlichen Geruch von Harz und ätherischen Ölen, der beim Aufsägen die gesamte Werkstatt erfüllt. Dann riecht es hier fast wie in der Sauna.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für dich in deiner Arbeit?

Grundsätzlich bin ich ein Freund davon, Dinge nicht gleich wegzuschmeißen oder sie zu direkt zu ersetzen, wenn mal etwas mit ihnen ist. Deshalb ja die Arbeit mit Altholz. Darüber hinaus geht es beim Thema Nachhaltigkeit für mich aber auch darum, möglichst langlebige Möbel herzustellen. Zeitloses Design in Verbindung mit einer handwerklicher Verarbeitung, die idealerweise ein Leben lang hält.

Welche Herausforderungen ergeben sich für dich, wenn du mit Holz arbeitest, das schon einmal verwendet wurde?

Die Arbeit mit gebrauchtem und verwittertem Holz ist anspruchsvoller als man meinen könnte. Ich arbeite allein und diese großen Holzteile klein zu kriegen ist körperlich extrem anstrengend. Die größte Herausforderung besteht allerdings für mich in der Frage, welche Gebrauchsspuren als charakterbildende Merkmale erhalten und welche ich entfernt sollte. Das Material ist oft verzogen und verwittert und das dementsprechend zu verarbeiten, kann ebenfalls recht schwierig sein. Verwitterung und Verunreinigung stressen außerdem das Werkzeug, das ist natürlich auch eine gewisse Herausforderung. Aber am Ende zählt das Ergebnis, und das ist immer wieder einfach nur schön – gerade bei der Vorstellung, dass das Holz ansonsten den Weg in die Müllverbrennung genommen hätte.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus?

Einen „normalen“ Arbeitstag gibt es eigentlich nicht. Meistens schwinge ich mich so gegen neun, halb zehn aufs Rad und fahre an den Deichtorhallen und dem Großmarkt vorbei über die Elbbrücken zu mir auf die Peute. Vorher habe ich bereits ein Stündchen am Küchentisch zuhause Mails beantwortet, Rechnungen geschrieben oder einfach nur die Nachrichtenlage auf Spiegel Online gecheckt.


In der Werkstatt angekommen schaue ich mir an meiner „Jobtafel“ an, was zwingend fertig werden muss – und was vielleicht noch Zeit hat. So verschaffe ich mir immer wieder Gelegenheiten, um Neues auszuprobieren und an Prototypen weiter zu tüfteln – was für mich zu den schönsten Dingen in der Werkstatt zählt und mir die größte Freude bereitet. Dann kann es auch mal später werden, bevor ich in der Abendsonne wieder vom Hof reite.

Wie bist du dazu gekommen, deinen Arbeitsplatz von der Speicherstadt auf die Peute zu verlegen und was bedeutet dein neuer Arbeitsplatz für deine Arbeit?

Hätte man mich früher gefragt, hätte ich mir das gar nicht vorstellen können. Ich dachte, dass mein Atelier in der Speicherstadt durch nichts wirklich zu ersetzen sein würde. Aber mein Atelier war auf der 3. Etage und da musste alles über eine Winde hoch und runtergebracht werden. Solange die Sonne scheint geht das auch alles gut, aber wenn es windet und regnet sieht die Sache schon anders aus. Die Peute ist der perfekte Sehnsuchtsort für mich, der alle Voraussetzungen für Inspiration und kreatives Arbeiten auf ideale Weise zusammenbringt: großzügige Flächen, das Holz liegt buchstäblich vor der Tür und ich kann direkt loslegen.

Was bedeuten Messen wie die BLICKFANG für dich?

Die Blickfang funktioniert richtig gut für mich und ist tatsächlich das einzige Messeformat, das ich nutze. Die Menschen, die kommen, sind designinteressiert und geben wertvolles Feedback, das ist für mich eine wichtige Inspirationsquelle. Insofern möchte ich die BLICKFANG keinesfalls missen und freue mich, auch in diesem Jahr wieder dabei zu sein.

Wo siehst du dein Label in 5 Jahren?

Großartige Pläne schmiede ich eigentlich nicht – schon gar nicht in Zeiten wie diesen. Aber die Möglichkeit frei arbeiten zu können und dabei das Privileg zu haben, dass es Menschen gibt, denen meine Designs gefallen – das erfüllt mich Freude und Dankbarkeit. Und wenn das in 5 Jahren immer noch so sein sollte, wäre ich doch sehr glücklich.

Auf der BLICKFANG Hamburg vom 16.-18. Mai kannst du Dag und seine maritimen Möbel persönlich kennenlernen und neue Lieblingsstücke entdecken!

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