cacco – Schmuck als Sprache der Freiheit
Für Satoru Yamaji ist Schmuck weit mehr als ein Accessoire – es ist eine eigene Sprache. Eine Möglichkeit, Identität zu erforschen, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und andere dazu einzuladen, ihre eigene Freiheit zu entdecken. In Berlin, umgeben von Silber und digitalen Modellen, wird cacco zugleich Atelier und Philosophie. Jedes Stück vereint Intuition, persönlichen Ausdruck und den Glauben an eine Kreativität, die offen und lebendig bleibt.
In diesem Gespräch erzählt Satoru von dem Weg aus der Modebranche hin zur Gründung von cacco, von den Inspirationen hinter den Designs und der Vision, Orte zu schaffen, in denen Kreativität und persönlicher Ausdruck wachsen können.
Satoru, wie bist du dazu gekommen, cacco zu gründen?
„Ich habe sieben Jahre lang Damenmode entworfen. Ich liebte die kreative Arbeit, fühlte mich aber oft eingeengt. Man trägt den Titel Designer:in, doch tatsächlich wird vieles von Verkaufszahlen und Trends bestimmt. Das hat mich frustriert – ich wollte etwas Persönliches ausdrücken, aber die Branche ließ dafür keinen Raum. Vor zwei Jahren habe ich dann 3D-Druck und digitales Modellieren entdeckt. Plötzlich konnte ich meine Fähigkeiten mit Technologie verbinden und Schmuck gestalten, der mich wirklich repräsentiert. Es war, als hätte ich endlich meine eigene Sprache im Design gefunden.“


Deine Kollektionen wirken sehr intim und persönlich. Wie entstehen deine Designs?
„Alles beginnt mit Intuition. Bei den Silberstücken spiele ich mit dem Material – ich drehe, biege und forme es, bis es sich stimmig anfühlt. Diese Stücke spiegeln meine Gedanken zu Gender und Identität wider. Menschen interpretieren sie ganz unterschiedlich: Manche sehen ein Blatt, andere eine Muschel oder einfach eine Form, die sie anspricht. Genau das ist mein Ziel – es geht um die Freiheit der Wahrnehmung. Die 3D-gedruckte Kollektion, inspiriert von der Natur, ist etwas strukturierter, behält aber ihre organischen Qualitäten. Jede Kurve, jeder Winkel entsteht digital, und trotzdem bleibt Raum für Spontaneität. Es ist ein ständiger Dialog zwischen Präzision und Intuition.“
Du hast in Japan, Frankreich und jetzt in Deutschland gelebt. Wie haben diese Erfahrungen deinen Blick geprägt?
„Reisen und das Leben in verschiedenen Kulturen haben mich tief beeinflusst. Ich bin in Japan geboren und dort bis zu meinem 21. Lebensjahr geblieben. Danach habe ich in Frankreich studiert und gearbeitet – fünf Jahre lang. Ich habe so viel über Handwerkskunst, Präzision und die Luxusindustrie gelernt, aber auch erkannt, dass klassische Karrierewege nichts für mich sind. Der Umzug nach Berlin hat es mir ermöglicht, all diese Erfahrungen zu etwas Eigenem zu verbinden. In dieser neuen Umgebung wuchs auch meine Neugier auf Menschen, Gemeinschaften und die verbindende Kraft von Kreativität.”
Was fasziniert dich am Zusammenspiel von traditioneller Handwerkskunst und digitalem Design?
„Es ist das Beste aus beiden Welten. Digitale Werkzeuge erlauben mir, jedes Detail, jede Kurve und jeden Winkel exakt zu gestalten – sogar Lichtreflexionen simuliere ich als Teil meines Designprozesses. Danach erwecken meine Goldschmiede-Partner:innen die Entwürfe zum Leben, durch Guss und sorgfältiges Handpolieren. Diese Zusammenarbeit macht es möglich, Stücke zu schaffen, die zugleich präzise und organisch wirken – eine Verbindung aus digitaler Genauigkeit und menschlicher Handwerkskunst.“
Zusammenarbeit scheint für dein Label eine wichtige Rolle zu spielen. Wie gehst du dabei vor?
„Ich arbeite mit Freund:innen und Handwerker:innen aus aller Welt zusammen – aus Frankreich, Japan, Deutschland, Indonesien. Leidenschaft ist dabei das Wichtigste. Ich möchte mit Menschen kooperieren, die ihre Arbeit lieben und neugierig sind. Jede Zusammenarbeit ist eine kreative Reise. Manchmal tauschen wir wochenlang nur Ideen und Skizzen aus, bevor etwas entsteht. Diese Verbindungen bereichern das Ergebnis jedes Mal aufs Neue.“


Du verkaufst viel auf Märkten. Was bedeutet es dir, Menschen dort persönlich zu begegnen?
„Für mich ist das ein besonders bewegender Moment. Social Media schafft zwar Sichtbarkeit, doch nichts ersetzt die Unmittelbarkeit echter Begegnungen. Zu sehen, wie jemand ein Stück anprobiert, ihre Reaktion zu beobachten und mit ihnen über Design und Ideen zu sprechen – das ist unvergesslich. Es ist auch eine Herausforderung, weil ich eher schüchtern bin, aber ich habe gelernt, dass dieser direkte Austausch entscheidend ist, um zu verstehen, was ich erschaffe und warum es wichtig ist.“
Du bist auf der Website nicht direkt zu sehen, der Fokus liegt komplett auf dem Schmuck Was steckt hinter dieser Entscheidung?
„Ich bleibe gern im Hintergrund. Ich möchte, dass die Aufmerksamkeit auf dem Schmuck und dem Erlebnis liegt, das dadurch entsteht. Das passt auch sehr gut zum Namen cacco: Auf Japanisch bedeutet es ‚Klammer‘ – also das Symbol ‚()‘, das etwas einrahmt, verbindet oder zusammenhält. Für mich ist das ein schönes Bild: Ich möchte nichts vorschreiben, keine festen Bedeutungen aufdrängen, sondern den Schmuck offenlassen, damit jede:r ihn auf eigene Weise erleben kann. Meine persönliche Geschichte zu teilen, ist emotional und manchmal schwer. Aber ich glaube, dass ich mich eines Tages mehr öffnen werde. Im Moment sprechen die Arbeiten zuerst, und die Menschen können die Geschichte Stück für Stück entdecken.“
Was bedeutet kreative Freiheit für dich konkret?
„Freiheit heißt, meiner Intuition zu folgen und zu kreieren, ohne an Trends oder Profit zu denken. In der Mode wird man oft von dem eingeschränkt, was sich gut verkauft. Mit cacco kann ich experimentieren, Risiken eingehen und Formen entwickeln, die sich für mich echt anfühlen. Freiheit lässt mich wachsen – als Designer und als Mensch. Das ist das Schönste daran.“
Hast du Pläne, die über Schmuck hinausgehen?
„Ja. Ich träume davon, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen aus marginalisierten Communities zusammenkommen, sich wohlfühlen und ihre Kreativität entfalten können. Das könnte ein Café, eine Bibliothek oder ein Co-Working-Space sein – ein Raum, in dem man Ideen austauschen, sich inspirieren lassen und eigene Erfahrungen ausdrücken kann. Schmuck ist dabei nur der Anfang. Dieser Ort soll Gespräche über Identität, Freiheit und persönlichen Ausdruck ermöglichen und weitertragen.“

Triff Satoru persönlich auf der BLICKFANG München, entdecke caccos Schmuck aus nächster Nähe und finde das Stück, das zu dir spricht. Hier geht es zu den Tickets!