Be true. bē you.: Die Philosophie von cē.lia
Cornelia, was macht für dich ein wirklich gutes Lingerie-Stück aus?
„Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, weil es am Ende sehr vom Geschmack abhängt. Für mich persönlich muss ein Teil spannend sein – ein Detail, das überrascht. Gleichzeitig lege ich großen Wert auf Zeitlosigkeit und Qualität. Ich möchte Stücke schaffen, die man lange trägt und die man auch in zehn Jahren noch schön findet. Mir ist es auch wichtig, kleine Labels zu unterstützen und nicht die großen Brands mit Massenproduktion – das prägt natürlich auch meine eigene Arbeit.“

©Kerstin Hammerschmid
Wenn Cornelia Pucher von Lingerie spricht, leuchten ihre Augen. Seit über fünfzehn Jahren ist sie im Schneiderhandwerk zuhause, von den Bregenzer Festspielen bis hin zu Brautkleidern bei elfenkleid. 2023 hat sie mit cē.lia den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – ein Label, das für zeitlose Designs, maßgeschneiderte Passformen und feinste Handarbeit steht.
In ihrem Wiener Atelier im 6. Bezirk entstehen Stücke, die mehr sind als Unterwäsche: Sie sind ein Statement für Selbstbewusstsein, Individualität und die Freude am eigenen Körper. Cornelia macht Lingerie, die sich nach dem Körper richtet – nicht umgekehrt. Im Gespräch erzählt sie, warum jede Frau einen perfekt sitzenden BH verdient, was ihr der Slogan be true. bē you. bedeutet und welche Begegnungen sie auf ihrem Weg besonders geprägt haben.

Du hast cē.lia 2023 gegründet - Was hat dich an diesem Punkt deines Weges zur Gründung motiviert?
„Der Wunsch war schon lange da. Ich habe immer wieder auf den richtigen Moment gewartet, oder mir eingeredet, dass es vielleicht besser wäre, im Team zu gründen. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Man findet immer Ausreden. Und ich wollte nicht später zurückblicken und mich ärgern, dass ich es nicht versucht habe. Mit dem Unternehmensgründungsprogramm hier in Österreich konnte ich meinen Businessplan entwickeln – das war der konkrete Startpunkt. Aber innerlich war es eigentlich schon lange klar.“
Du hast unter anderem als Kostümschneiderin bei den Bregenzer Festspielen gearbeitet. Wie unterscheidet sich das Arbeiten im Kostümdesign von der Gestaltung tragbarer Mode?
„Beim Theater kommt es oft auf die große Wirkung von der Ferne an. Kostüme müssen auf der Bühne funktionieren, nicht unbedingt im Detail. Es gibt schnelle Änderungen, die praktisch sind, aber nicht unbedingt schön. Bei Lingerie ist es genau umgekehrt: Da zählt jeder Millimeter, und ich bin sehr detailverliebt. Diese Präzision und der Anspruch, dass etwas von außen und innen stimmig sein muss, habe ich aus dieser Zeit mitgenommen.“


Gab es einen Schlüsselmoment, der dich zur Idee geführt hat, Lingerie zu entwerfen, die sich nach dem Körper richtet – und nicht umgekehrt?
„Das hat sich über die Jahre entwickelt. Während meiner Arbeit im Brautmodengeschäft elfenkleid habe ich viele Frauen kennengelernt, die mir erzählt haben, wie schwer es ist, einen gut sitzenden BH zu finden. Freundinnen sagten mir sogar, dass sie keine BHs mehr tragen, weil sie unbequem sind. Das hat mich nachdenklich gemacht. Ich wollte zeigen: Es geht auch anders. Lingerie kann schön sein und gleichzeitig passen.“
Du sagst: Every woman deserves a perfectly fitted bra. – Warum glaubst du, ist das Thema Passform bei Unterwäsche noch immer so problematisch?
„Viele Frauen wissen gar nicht, welche Größe sie wirklich brauchen. Große Firmen produzieren vor allem Durchschnittsgrößen, weil das günstiger ist. Wer aus dieser Norm fällt, hat Pech – entweder es gibt die Größe gar nicht, oder man muss zu einer Alternative greifen, die nicht passt. Ich finde, das ist schade, weil jede Frau einen BH verdient, der ihr wirklich passt. Das ist einer der Gründe, warum ich cē.lia gegründet habe.“
Dein Slogan ist be true. bē you. – was bedeutet das für dich persönlich?
„Für mich heißt das: Man soll man selbst sein und sich in seiner Haut wohlfühlen. Kleidung kann so viel ausdrücken – auch Persönlichkeit. Bei Unterwäsche beginnt Selbstbewusstsein. Wenn ich spüre, dass etwas gut sitzt, gehe ich ganz anders durch den Tag. Ich finde, jede Frau hat es verdient, sich in ihrer Haut wohlzufühlen – egal mit welcher Figur, welchem Alter oder welchem Geschlecht.“
Dein Atelier ist im 6. Bezirk in Wien. Wie würdest du die Atmosphäre dort beschreiben – was macht diesen Ort für dich besonders?
„Es ist ein 20 Quadratmeter großer Raum, den ich schon unzählige Male umgestellt habe, um ihn noch effizienter zu nutzen. Hier stehen meine Nähmaschinen, Stoffe, die Bügelanlage – und eine kleine Garderobe für die Anproben. Mir ist wichtig, dass Kundinnen sich sofort wohlfühlen, wenn sie hereinkommen. Es ist Werkstatt und Showroom zugleich – ein Ort, an dem Ideen Form annehmen.“
Du führst cē.lia als Ein-Frau-Unternehmen – wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus, oder gibt’s den gar nicht?
„Einen klassischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Ich plane meine Woche grob, aber am Ende kommt es doch anders. Manche Tage verbringe ich komplett an der Nähmaschine, an anderen arbeite ich an Designs, recherchiere Materialien oder kümmere mich um Social Media. Ich mache wirklich alles selbst – vom Zuschnitt bis zur Instagram-Story.“


Du arbeitest „on demand“ und „made to measure“. Was bedeutet das in der Praxis? Und wie reagieren Kundinnen auf diese langsame, bewusste Produktionsweise?
„On demand bedeutet: Ich produziere nur kleine Mengen und nähe vieles erst, wenn es bestellt wird. Kundinnen können Modelle in ihrer Größe bestellen oder in einer anderen Farbe oder Spitze. Wenn jemand eine sehr spezielle Größe hat, fertige ich auf Maß an. Die Reaktionen sind sehr positiv – viele schätzen es, dass sie ein Stück bekommen, das genau für sie gemacht wurde, statt Massenware.“

Du bietest maßgeschneiderte Lingerie an – ein Angebot, das in der Branche noch immer selten ist. Warum ist dir dieser individuelle Zugang so wichtig? Und wie läuft der Prozess ab?
„Weil es so viele Frauen gibt, die in Standardgrößen nichts finden. Der Prozess beginnt oft mit einem Formular oder einer E-Mail. Wir sprechen über Wünsche, Materialien, Farben. Beim ersten Termin nehme ich die Maße, danach zeichne ich den Schnitt. Je nach Modell gibt es ein bis zwei Anproben, bis das Stück perfekt sitzt. Am Ende soll die Kundin das Gefühl haben: Das ist wirklich meins.“
Welche Rückmeldungen bekommst du von Frauen, die zum ersten Mal ein Stück tragen, das wirklich auf ihren Körper zugeschnitten ist?
„Zum Glück nur positive. Viele sagen, sie hätten nie BHs getragen, weil sie unbequem sind – und dann merken sie plötzlich: Es geht auch angenehm. Besonders berührt hat mich eine Kundin mit über 70, die gesagt hat, sie hätte noch nie einen BH gehabt, der wirklich passt. Solche Momente sind unglaublich wertvoll für mich.“
Wie gehst du mit unterschiedlichen Körperbildern, Größen und Bedürfnissen um – gibt es etwas, das dich besonders berührt hat?
„Viele Frauen kommen mit dem Gefühl, dass ihnen sowieso nichts passt. Manche sind regelrecht resigniert. Umso schöner ist es, wenn sie bei mir merken: Doch, es gibt etwas, das sitzt. Das verändert nicht nur, wie sie Unterwäsche sehen, sondern auch ihr Körpergefühl. Das mitzuerleben ist für mich ein großes Geschenk.“
Was erwartest du dir von deinem ersten Auftritt bei der BLICKFANG?
„Ich wünsche mir, dass Frauen mein Label kennenlernen, neugierig werden und merken: Da gibt es ein kleines Label, das etwas anders macht. Natürlich freue ich mich über Verkäufe – aber noch mehr darüber, dass Menschen cē.lia entdecken. Ich möchte den Besucher:innen mitgeben, dass sie sich in ihrer Haut wohlfühlen dürfen. Und dass bequeme Unterwäsche auch sexy sein kann.“
Auf der BLICKFANG in Wien kannst du Cornelia persönlich kennenlernen und ihre besonderen Kleidungsstücke anprobieren und direkt mitnehmen!
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