Erinnerung in Form gegossen: Denisa Piatti und die Poesie des Schmucks 

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Ein Bild von der Designerin Denisa Piatti
Denisa Piatti

Denisa Piattis Schmuck ist Poesie in Form – ein feines Spiel aus Emotion, Erinnerung und unerwarteten Kontrasten. Geboren in der Slowakei, führte ihr Weg sie über Kontinente: von den traditionellen Kunst- und Handwerksschulen in Ost- und Nordeuropa bis zu den windgepeitschten Küsten Sansibars und dem kreativen Puls von Washington, D.C. Heute nennt sie Wien ihr Zuhause, wo sie Geschichten in Metall, Acryl und Stein webt. Ihre Stücke sind weit mehr als bloßer Schmuck – sie sind lebendige Ausdrucksformen von Identität, Mut und leiser Schönheit. Schmuck, der dich einlädt, zu fühlen, dich zu erinnern und zu strahlen. 

Ohrringe von Denisa Piatti

Denisa, dein Schmuck wirkt so lebendig und emotional. Was treibt dich an, ihn zu erschaffen?

„Ich glaube, es ist schlicht Liebe. Vom ersten Moment an, als ich Schmuck entdeckte, war ich verzaubert. Ich bin in der Slowakei aufgewachsen, und mit 14 musste ich entscheiden, welche Schule ich besuchen wollte. Meine Eltern zeigten mir verschiedene Möglichkeiten – und als ich die Fachschule für angewandte Kunst besuchte, durfte ich einen Blick in die Schmuckabteilung werfen. Ich habe mich einfach verliebt. Ich kann bis heute nicht genau erklären, warum – aber es fühlte sich richtig an, und das tut es noch immer. Auch nach all den Jahren habe ich das Gefühl, dass es noch so viel zu entdecken gibt, und das macht mich unglaublich glücklich.“

Eine Silberkette von Denisa Piatti

Wie wurde aus dieser Liebe auf den ersten Blick dein eigenes Label?

„Meine ersten vier Ausbildungsjahre waren sehr traditionell. Es ging ausschließlich um Technik und handwerkliches Können – was ich geliebt habe –, aber mir fehlte etwas. Ich sehnte mich nach mehr Ausdruck, nach etwas Eigenem. Deshalb bin ich nach Schottland gegangen, um an einer Kunsthochschule Dreidimensionales Design zu studieren. Dort habe ich neue Materialien, neue Herangehensweisen und eine völlig neue Denkweise kennengelernt. Das ermöglichte mir, meine Liebe zum Handwerk mit meiner Leidenschaft für Kunst zu verbinden. Genau diese Kombination ist bis heute das Fundament meiner Arbeit.“

Du hast in mehreren Ländern gelebt. Wie haben diese Erfahrungen dich als Designerin geprägt?

„Sehr stark. Nach Schottland verbrachte ich zwei Jahre in Sansibar, wo ich im Rahmen eines Frauenförderprojekts Einheimischen einfache Schmucktechniken beibrachte. Diese Erfahrung hat meine Sicht auf Handwerk verändert und ließ mich erkennen, wie wertvoll es ist, Zugang zu Bildung zu haben und eine Fähigkeit zu erlernen. Später lebte ich zwölf Jahre in Washington, D.C., wo ich mein eigenes Atelier führte. All diese Orte, all diese Kulturen sind Teil meiner kreativen DNA geworden. Ich glaube, deshalb wirkt meine Arbeit modern, ohne die handwerkliche Tradition aus den Augen zu verlieren.“

Die Natur scheint in deinen Designs eine wichtige Rolle zu spielen. Warum ist das so?

„Die Natur ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Es ist nicht einmal eine bewusste Entscheidung – sie findet einfach immer wieder ihren Weg in meine Arbeit. Meine Seaweed Collection zum Beispiel wurde von Frauen in Sansibar inspiriert, die Meeresalgen sammelten und sie zum Trocknen an den Strand legten. Diese Formen haben mich fasziniert. Ich beginne mit solchen visuellen Eindrücken, spiele mit ihnen, skizziere, schneide Formen aus Papier aus – fast wie bei einem Puzzle, bis ich die richtige Form finde. Dann übertrage ich sie ins Material und forme weiter, bis sie lebendig wirkt.“

In deinem Schmuck kombinierst du häufig edle und unedle Materialien. Was reizt dich an diesem Gegensatz?

„Ich liebe Kontraste: Weich und hart, natürlich und synthetisch, kostbar und alltäglich. Metall ist in meinen Arbeiten immer präsent – Silber, Gold, Bronze oder Messing – und dazu kombiniere ich etwas Unerwartetes. Ich habe mit Acryl, Kuhhorn, Porzellan und Nussschalen gearbeitet, die ich in Sansibar gesammelt habe. Ich mag es, Materialien so zu verändern, dass sie sich neu, vielleicht sogar überraschend anfühlen. Für mich entsteht Kostbarkeit nicht durch den Preis des Materials, sondern durch die Vision, das handwerkliche Können und die Zeit, die darin steckt.“

Eine große Silberkette von Denisa Piatti mit silbernen Hängeohrringen
Denisa Piatti beim Herstellungsprozess

Wann ist ein Stück für dich „fertig“?

„Mein Prozess ist ziemlich strukturiert – vielleicht, weil ich Perfektionistin bin. Ich beginne mit Inspiration und Skizzen, spiele mit Formen, übertrage sie ins Material und verfeinere sie, bis es sich richtig anfühlt. Am Anfang entwerfe ich immer für mich selbst und überlege, ob ich dieses Stück tragen würde. Erst später denke ich an verschiedene Kund:innen: unterschiedliche Größen, Farben, Variationen, damit sich möglichst viele Menschen mit einem Stück verbinden können. Und natürlich muss es tragbar sein – bequeme Ohrringe, sichere Verschlüsse, hautfreundliche Oberflächen. Ich liebe es, meine Stücke im Alltag getragen zu sehen.“

Gibt es ein Stück oder eine Kollektion, die dir besonders viel bedeutet?

„Wenn ich auf meine Arbeit zurückblicke, denke ich immer an das erste Stück, das ich für meine Seaweed Collection geschaffen habe: ein Paar auffällige rote Acryl-Ohrringe kombiniert mit oxidiertem Silber. Sie markierten den Beginn eines völlig neuen Kapitels für mich. Damals wollte ich herausfinden, wie man Acryl – ein Material, das oft als gewöhnlich oder sogar wertlos gilt – in etwas Kostbares und Begehrenswertes verwandeln kann. Diese Ohrringe waren der erste Beweis dafür, dass diese Idee funktioniert. 

Ich fertige sie bis heute an, immer mit kleinen Variationen, und jedes neue Paar ist für mich eine frische Interpretation dieses ersten Funkens. In ihnen steckt alles, was ein Anfang ausmacht: Neugier, Aufregung, der Mut, ein Risiko einzugehen – und die stille Freude, zu sehen, dass es andere berührt.“ 

Denisa Piatti beim Ausschneiden der Formen ihres Schmucks

Wenn jemand deinen Schmuck zum ersten Mal sieht – was hoffst du, dass er oder sie empfindet?

„Ich wünsche mir, dass Menschen sich gestärkt fühlen – als würde das Schmuckstück ihnen ein kleines bisschen Mut schenken. Schmuck ist so etwas Intimes; er berührt die Haut, bewegt sich mit dem Körper und wird Teil dessen, wie wir uns der Welt zeigen. Ich hoffe, dass Menschen den Mut finden, aufzufallen: Auf eine leise, persönliche Weise. 

Es muss nicht laut oder auffällig sein. Wichtiger ist, dass das Stück sie persönlich anspricht. Ich möchte, dass man spürt, was alles darin steckt: die Stunden des Skizzierens, Formens, Polierens, die Liebe zum Handwerk, die Idee, ein Material in etwas Einzigartiges zu verwandeln. Wenn jemand diese Verbindung spürt – wenn Schmuck mehr wird als Dekoration – dann weiß ich, dass ich mein Ziel erreicht habe.“ 

Du bist vor Kurzem nach Wien gezogen. Wie fühlt es sich an, hier zu arbeiten?

„Nach zwölf Jahren in Washington, D.C., haben wir gespürt, dass es Zeit war, nach Europa zurückzukehren. Mein Mann ist Österreicher, ich bin Slowakin. Mit zwei kleinen Kindern war Wien der perfekte Kompromiss. Die Stadt hat eine unglaublich lebendige Kunst- und Designszene. Ich hatte großes Glück, schnell ein wunderschönes Gemeinschaftsatelier zu finden, und ich liebe es, dort zu arbeiten. Die Blickfang wird meine erste Ausstellung in Wien sein, und ich freue mich riesig darauf.“

Eine Kette von Denisa Piatti mit den dazu passenden Ohrringen

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