Die stille Schönheit der Formen – Monoi und die Kunst der Reduktion 

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Ein langer Ohrschmuck von Monoi, der bis über die Schulter ragt

In den Schmuckstücken von Monoi liegt eine besondere Ruhe – eine stille Selbstsicherheit, geformt durch Präzision, Balance und Licht. Jedes Stück wirkt, als sei es direkt aus der Stille heraus gemeißelt: architektonisch und doch zutiefst menschlich, modern und zugleich zeitlos. Gegründet von den Geschwistern Maja und Marko Bacanin, entstand das Label aus einer gemeinsamen Leidenschaft für Form und einem tiefen Respekt vor traditionellem Handwerk. Aufgewachsen in der Schmuckwerkstatt ihrer Familie und mit einem Hintergrund in Architektur, schaffen die beiden Stücke, in denen Präzision auf Emotion trifft. Monois Philosophie beruht auf Reduktion – auf der Suche nach Schönheit durch Klarheit und den bewussten Einsatz von recyceltem Silber und Gold. 

Die beiden Geschwister Maja und Marko
Maja und Marko von Monoi

Maja, du und dein Bruder haben Monoi 2018 gegründet. Wie haben die Jahre in eurer Familienwerkstatt, euer Architekturstudium und eure Aufenthalte im Ausland dazu geführt, ein eigenes Schmucklabel zu starten? Gab es einen Moment, in dem euch klar wurde, dass das euer Weg sein sollte?

„Schmuck war Teil unserer Kindheit, weil unsere Familie eine kleine Werkstatt betrieben hat; diese praktischen Jahre haben uns tief geprägt. Marko und ich haben beide Architektur studiert – er wurde Architekt, ich Innenarchitektin – und viele Jahre in diesem Bereich gearbeitet, unter anderem lange in Dubai. Das Studium hat uns gelehrt, über Proportionen, Raum und reduzierte Formen nachzudenken. Nach einer Weile wollte ich jedoch etwas Kleineres, Intimeres gestalten. Ich begann zuhause mit einfachen Aluminiumstücken und kleinen Ringen zu experimentieren. Wir zeigten sie Freunden, und ihre positive Resonanz überraschte uns. Was als privates Experiment zwischen uns Geschwistern begann, entwickelte sich langsam zu Monoi. Mit der Zeit und stetiger Ermutigung wurde daraus aus einem Hobby unsere volle Berufung.“

Ein runder Ohrring von Monoi.

Der Sprung von einem Experiment zu einem Vollzeit-Label ist groß. Wie hast du diesen Übergang erlebt, und welche unerwarteten Aufgaben oder Lektionen hast du dabei gelernt?

„Es war befreiend und demütigend zugleich. Anfangs führten wir Monoi parallel zu unseren Architekturjobs, der Wechsel war also allmählich. Als das Label uns zu tragen begann, wagten wir den Sprung – doch Freiheit bringt Verantwortung mit sich. Wir mussten schnell die geschäftliche Seite erlernen: Produktionsplanung, Preisgestaltung, Promotion. Kreativ hat sich nichts geändert; wir entwerfen immer noch aus Neugier. Aber die administrativen Aufgaben – Entscheidungen, die das Leben anderer betreffen – haben mir Geduld und Disziplin beigebracht. Ein eigenes Label zu führen, macht Freude, bedeutet aber auch, die Verantwortung für jede Entscheidung zu tragen.“

Eure Stücke wirken modern und zugleich handwerklich verwurzelt. Wie verbinden sich eure architektonische Ausbildung und die traditionellen Methoden eurer Familie beim Entwerfen?

„Sie sind untrennbar verbunden. Die Architektur gibt uns eine Sprache für Geometrie und Proportion; die Werkstatt der Familie lehrte uns die Materialwahrheit von Metall. Praktisch bedeutet das: Ein Entwurf beginnt mit einer klaren formalen Idee – einer Linie, einer Fläche, einem Winkel – und wird dann mit Techniken umgesetzt, die wir als Kinder gelernt haben. Ein Großteil unserer Produktion ist immer noch handgefertigt. Wir veredeln und recyceln Silber selbst, formen die Bleche, schneiden und polieren von Hand. Diese Mischung – disziplinierte, fast architektonische Klarheit kombiniert mit handwerklicher Materialkenntnis – verleiht jedem Stück seine eigene Stimme.“

Monoi ist zeitlos, nicht trendgetrieben. Was bedeutet Zeitlosigkeit für dich, und wie hängt das mit recycelten Metallen und nachhaltiger Arbeit zusammen?

„Zeitlosigkeit bedeutet für mich Unabhängigkeit von Jahreszeiten und flüchtigen Moden. Ein zeitloses Stück ist vielseitig: Es passt zu verschiedenen Stilen, lässt sich mit Erbstücken kombinieren und bleibt dabei ehrlich. Diese Langlebigkeit geht Hand in Hand mit unseren Materialentscheidungen. Wir kaufen kein neues Silber, sondern recyceln und veredeln vorhandenes Metall. Wenn ein Stück materiell und emotional langlebig ist, ist es automatisch nachhaltiger. Ich liebe die Vorstellung, dass unsere Ringe oder Halsketten weitergegeben werden; diese Kontinuität liegt sowohl im Herzen zeitlosen Designs als auch verantwortungsvoller Praxis.“

Euer Schmuck wirkt oft einfach, doch diese Einfachheit erfordert enorme Präzision. Welche technischen Herausforderungen stecken hinter dieser Klarheit, und gibt es ein Stück, das dir besonders am Herzen liegt?

„Einfachheit ist kompromisslos. Wenn eine Form auf eine klare Fläche oder eine präzise Kante reduziert ist, lässt sich kein kleiner Fehler verbergen. Polieren, Finish und Proportion müssen perfekt sein. Deshalb haben wir sehr spezifische Wege entwickelt, unsere Silberbleche herzustellen – bestimmte Stärken und Oberflächen, die zu unserer Geometrie passen – und dieses Produktionswissen ist einzigartig. Persönlich bedeutet mir der erste Ring, den ich gefertigt habe, ‚Lumen‘, am meisten. Er ist klein, zurückhaltend und das Stück, das ich täglich trage; er trägt die Erinnerung an den Anfang und erinnert mich daran, warum wir das tun.“

Der schulterlange Monoi-Ohrring in Nahaufnahme.
Ein silberner stabförmiger Ohrring von Monoi

Ihr fertigt sowohl tragbare Alltagsstücke als auch skulpturale, auffällige Arbeiten. Wie entscheidet ihr, wann ihr einer kühnen Idee folgt, und wie reagieren Kunden auf Unerwartetes?

„Wir folgen dem, was uns interessiert, nicht einem strikten Plan. Manchmal wirkt ein einfacher Ring vollkommen; manchmal zieht uns eine längere, skulpturale Linie an, und wir setzen sie um. Manche Stücke sind für den Alltag gemacht, andere für Momente, in denen man gesehen werden möchte. Die schöne Überraschung war, wie viele unterschiedliche Menschen sich mit unserer Arbeit verbinden. Wir dachten, unser Publikum wären vor allem Designer und Architekten, doch Menschen aus allen Bereichen finden unsere Stücke bedeutungsvoll. Sie kombinieren sie mit altem Schmuck, tragen sie auf neue Weise; die Reaktionen zeigen, dass ein starkes, ehrliches Design-Teil vieler Leben werden kann.“

Ihr seid wieder auf der BLICKFANG in Wien vertreten. Was schätzt ihr an Messen wie Blickfang, und wie beeinflusst der direkte Austausch mit den Menschen eure Arbeit?

„Messen sind kostbar – die wenigen Momente, in denen wir die Werkstatt verlassen und die Menschen treffen können, die unserem Schmuck Bedeutung geben. Die BLICKFANG letztes Jahr war warmherzig und neugierig; die Besucher kamen mit offenen Augen, und wir lernten viel über Passform, Maßstab und Wünsche. Dieses direkte Feedback ist unbezahlbar. Wenn viele Besucher beispielsweise eine bestimmte Halskettenlänge oder Ringproportion ansprechen, hören wir zu und passen an. Für die Messe bereiten wir uns sorgfältig vor; wir bringen sowohl neue Ideen als auch bewährte Stücke mit und freuen uns auf die Gespräche genauso wie auf den Austausch selbst.“

Rückblickend – was macht Monoi deiner Meinung nach wirklich besonders im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Schmucklabels?

„Ich denke, es ist die Kontrolle und Sorgfalt von Anfang bis Ende. Wir stellen unsere Bleche selbst her, veredeln das Metall, formen und vollenden jedes Objekt von Hand. Proportionen und Oberflächen sind bis ins letzte Detail bedacht. Dadurch haben unsere Stücke eine erkennbare Stille – eine Präzision, die wie ein Markenzeichen wirkt. Kombiniert mit unserem Engagement für recycelte Materialien und der Werkstatttradition unserer Familie entsteht etwas, das einfach, aber hart erarbeitet ist: minimalistisch, aber niemals beiläufig.“

Ein silberner stabförmiger Ohrring von Monoi

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