Studio Nume: Faszination Ton

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Ton in der Hand zu spüren, ihn zu formen und ihm Leben einzuhauchen – das ist Patrizia Furrers tägliches Handwerk. Mit Studio Nume hat sie einen Raum geschaffen, in dem Kreativität, Geduld und Sinn für Ästhetik zusammenfliessen. Ihre Blumenvasen und Kerzenständer bewegen sich zwischen Alltagstauglichkeit und künstlerischer Ausdruckskraft: Sie sind praktisch, wirken zugleich als Dekoration und erzählen leise Geschichten von Zeit, Liebe zum Material und dem besonderen Reiz des Handgemachten. Das Zusammenspiel von klaren Linien, organischen Formen und durchdachten Details macht ihre Arbeiten zu Objekten, die man nicht nur benutzt, sondern auch betrachtet – und in denen die Schönheit des Einfachen sichtbar wird.

Patrizia, wie bist du zur Keramik gekommen und was hat dich zur Gründung von Studio Nume bewegt?

„Nach vielen Jahren im Marketing und Grafikdesign wurde mir bewusst, dass ich das Handwerkliche vermisse. Das Arbeiten mit den Händen, das direkte Formen von Material – das hat mir gefehlt. Ich habe schon privat mit Keramik gearbeitet und als dann ein Jobwechsel anstand, dachte ich: Jetzt oder nie. Ich wollte mir diesen Traum erfüllen. Also habe ich den Mut gefasst, mich ausschliesslich meiner Leidenschaft zu widmen: der Keramik.“

Patrizia Furrer von Studio Nume bei der Arbeit
Patrizia Furrer von Studio Nume
Patrizia Furrer bei der Arbeit mit Ton

War das ein großer Schritt für dich?

„Ja, enorm. Man hinterfragt sich immer: Ist das, was ich tue, wirklich das, was mich erfüllt? Marketing und Grafikdesign waren immer spannend und herausfordernd, aber ich spürte, dass mir die Verbindung zum Material und zum Handwerk fehlte. Dieses Gefühl, wirklich etwas zu erschaffen, war stärker als Sicherheit. Ich wollte mein Ikigai leben, also das, wofür ich brenne – und das ist die Keramik.“

Was fasziniert dich besonders an Ton?

„Ton ist ein lebendiges Material. Er ist natürlich, nachhaltig, geduldig, aber er hat auch seinen eigenen Willen. Wenn man zu viel Druck ausübt oder ungeduldig ist, zeigt er einem sofort, dass man langsamer arbeiten soll. Beim Brennen kann er sich unerwartet verändern und man fängt schlimmstenfalls wieder von vorne an. Das macht die Arbeit jedoch so spannend: Man steuert, aber der Ton gibt den Ton an. Das Zusammenspiel von Intuition, Geduld und Material reizt mich sehr.“ 

Deine Kollektionen sind funktional, und ästhetisch. Wie gelingt dir dieser Spagat?

„Die Objekte, die ich an der BLICKFANG präsentiere, wie meine Ikebana-Blumenvasen oder die Blok-Kerzenständer, sollen praktisch sein, sich aber auch als dekorative Stücke behaupten. Sie sollen im Alltag nutzbar sein, aber ebenso als eigenständige Objekte wirken. Für mich entsteht dieser Balanceakt dann, wenn Funktion und Form nicht getrennt gedacht werden: Die Nutzung prägt das Design, und das Design verleiht der Funktion eine Schönheit, die bleibt.“

Wie entsteht ein Objekt bei Studio Nume – von der Idee bis zum fertigen Produkt?

„Die Idee zu den Ikebana-Blumenvasen ist an der Maggia im Tessin entstanden. Die weich geformten Steine waren die Inspiration für die Vasen. Kombiniert mit der japanischen Kunst des Ikebana-Blumenarrangierens entstand die Vasenkollektion. Bei der Produktion durchläuft jedes Stück mehrere Phasen. Ein einzelnes Objekt wird oft über 30-mal in die Hand genommen, bevor es fertiggestellt ist. Alles entsteht hier in Luzern von Hand. Das ist zwar aufwendig, für mich aber essenziell, um die Qualität und Authentizität der Produkte zu gewährleisten.“

Die Blok-Kerzenständer von Studio Nume
Die Ikebana-Blumenvase von Studio Nume

Wie findest du deine Ideen für neue Objekte?

„Inspiration finde ich überall – im Alltag, auf Reisen, durch Beobachtungen oder Gespräche. Das Material selbst gibt mir Grenzen und Möglichkeiten vor, und so entsteht ein Dialog zwischen Vorstellung und Material. Manchmal verändert sich ein Objekt auch mehrmals während des Designprozesses, und das ist der Reiz daran.“ 

Studio Nume bietet auch Workshops und Teambuilding-Kurse an. Wie kam es dazu?

„Ich wollte Menschen die Möglichkeit geben, selbst kreativ zu werden und das Handwerk zu erleben. Bei den Teambuilding-Workshops geht es nicht nur ums Tonformen, sondern auch um Achtsamkeit und das gemeinsame Erlebnis. Teams kommen mit unterschiedlichen Themen – mal um Werte zu visualisieren, mal um kreative Pausen einzulegen. Die Freude, die Menschen beim Schaffen empfinden, ist unglaublich bereichernd.“ 

Wie erlebst du die Dynamik bei solchen Workshops?

„Die Reaktionen sind unterschiedlich, aber immer positiv. Manche Teilnehmer sind zunächst skeptisch und haben keine Vorstellung, was sie kreieren können. Nach einer Weile tauchen aber meistens alle richtig ein und bleiben sogar länger, um weiterzuarbeiten. Die Freude, wieder etwas mit den Händen zu erschaffen, ist immer riesig.“

Bleibst du bei Ton als Hauptmaterial oder experimentierst du auch mit anderen Materialien?

„Ton bleibt bei mir das Kernmaterial. Im Moment experimentiere ich mit Glas und Textilien für Kabel bei einer Leuchte. Der Ton selbst bleibt jedoch immer im Mittelpunkt. Für nächstes Jahr plane ich neue Serien – noch in Arbeit, aber der Prozess brodelt schon.“

Hast du ein Lieblingsstück aus deiner Kollektion?

„Das ist schwer, weil ich sehr selbstkritisch bin. Stolz bin ich aber auf meine komplexen Kerzenständer. Sie bestehen aus einem Stück, sind verschachtelt und sehr komplex in der Umsetzung. Die Mischung aus handwerklicher Präzision und Verspieltheit macht sie für mich besonders.“

Welche Botschaft möchtest du den Besucher:innen der BLICKFANG mitgeben?

„Ich möchte, dass sie die Freude spüren, die im Handwerk liegt. Dass sie sehen, wie viel Liebe, Zeit und Geduld in jedem Objekt stecken. Meine Keramikstücke sind langlebig, bereiten Freude und bleiben bestehen – und das möchte ich weitergeben.“

Zwei Ikebana-Blumenvasen von Studio Nume, aufeinander gestapelt.

Triff Patrizia an der BLICKFANG in Zürich und entdecke ihre Objekte – kleine Wunder aus Ton, die Alltag und Kunst auf besondere Weise verbinden. Hier geht es zu den Tickets!

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