Marlen Albrecht ist in Stuttgart keine Unbekannte. Mit ihrem Label „Goldmarlen“ verzaubert sie seit rund 4 Jahren Schmuckliebhaber, die besondere, aber doch alltagstaugliche Stücke suchen.
Am Marienplatz hat sie seit 2020 in ihr neues Ladengeschäft bezogen, in dem sie ihre Kollektionen dauerhaft präsentiert und verkauft.
Liebe Marlen, wie war dein Weg zur Schmuckdesignerin?
Es hat schon sehr früh bei mir angefangen. Tatsächlich komme ich aus einem sehr offenen kreativen Haus, meine Mutter ist Künstlerin, mein Vater arbeitet mit Holz. So hatte ich schon immer Zugang zu verschiedenen Künsten. Noch in der Schule habe ich dann ein BoGy-Praktikum bei einem Goldschmied gemacht und lernte dort Techniken wie Sägen und Feilen kennen. Seitdem hat mich der Bereich nie wieder losgelassen. Ich liebe einfach Objekte. Nicht nur Schmuck. Meine Abschlussarbeit an der Hochschule bestand tatsächlich auch aus Möbelstücken und nicht aus Schmuck.
Was reizt dich nach wie vor an deinem Beruf?
Schmuckstücke sind einfach Produkte, bei denen man so schnell ein erstes Ergebnis sieht. Du hast eine Inspiration und kannst dich direkt an einen ersten Entwurf und Prototypen setzen. Ich liebe es, meine Ideen sofort umsetzen zu können, denn eigentlich bin ich eher ungeduldig…
Deine Kollektionen unterscheiden sich ja stark voneinander. Du hast grafische, florale und auch figürliche Kollektionen. Gibt es ein verbindendes Element?
Zum einen ist es die Art und Weise, die die Kollektionen miteinander verbindet. So arbeiten wir viel mit Lasertechniken. Die Herausforderung ist es dabei immer, die verschiedenen, eher flachen Teile so zu gestalten, dass sie sich ins Dreidimensionale öffnen.
Großen Wert lege ich aber immer auf die Verschlüsse meiner Stücke, das könnte man als verbindendes Detail bezeichnen.
So wie bei deiner Kollektion Chartes…
Namenpate dieser Kollektion ist ja die Kathedrale in Frankreich in der ein großes Labyrinth den Boden ziert. Das Thema Labyrinth hat mich schon immer beschäftigt. In der Grundschule hatten wir ein großes Labyrinth im Schulhof, in dem wir ein und ausgegangen sind. Das Labyrinth an sich hat ja auch etwas von Anfang und Ende.
Und bei dieser Kollektion steht der Verschluss als Labyrinth komplett im Fokus. Der Verschluss sollte hier nicht nur ein notwendiges Detail, sondern das Zentrum der Kette sein. Beim Design muss für mich jedes kleinste Detail stimmen und man sollte sehen, dass das Schmuckstück komplett durchdacht ist. Denn es sind neben der großen Formsprache die Kleinigkeiten, die das Design dann doch ausmachen.
Wie findest du eigentlich deine Inspiration für deine Kollektionen?
Das ist ganz verschieden. Aber sehr häufig ist es so: Ich sehe etwas, bin unglaublich fasziniert und setze mich direkt hin, um die Idee umzusetzen.
Bei meiner Kollektion Peonia war es zum Beispiel so: Valentina von Studio de Pasquale hat Blumen für ein Shooting mitgebracht und ich war von einer französischen Pfingstrose fasziniert. Ich war so fasziniert von der Blüte, den großen Stempeln, der Blattformation, dass wir beschlossen haben daraus ein Kooperationsprojekt zu machen und ich mich direkt an die Umsetzung gesetzt habe. In dieser Kollektion stehen die Pfingstrosen und ihre Floralität im Vordergrund. Dabei möchte ich immer ausreizen, wie weit ich mit der Technik noch gehen kann.
Bei der Kollektion Gaia habe ich eher konzeptionell gearbeitet: Die ganze Kollektion ist eine Hommage an die gleichnamige mythologische Göttin. Die Antike hat mich immer fasziniert. Also habe ich viel gelesen, antiken Schmuck angeschaut und daraus meine Kollektion abgeleitet. Gaia symbolisiert unsere Erde. Zu ihrem großen Materialreichtum gehört auch der Marmor, der seit jeher in Kunst und Architektur geschätzt war. Umgewandelt in kleine Kuben und Zylinder baumeln sie an bei dieser Kollektion an Hals und Ohren.
Gibt es ein Material, mit dem du am liebsten arbeitest?
Ich arbeite viel und gerne mit Edelstahl, weil es ein sehr robustes Material ist. Die Oberflächen sind einfach sehr haltbar. Weil es härter ist als Silber, braucht es mehr Arbeit vorab. Also mehr schleifen, mehr feilen und polieren.
Außerdem ist das Schöne an Edelstahl, dass es mit anderen Materialien harmoniert. Ich arbeite gerade viel mit Bergkristallen, auch hier funktioniert das Metall.
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Angefangen von Mode über Möbel bis hin zu Schmuck. Worauf achtest du besonders bei deinen Kollektionen?
Ich lege hier unglaublich viel Wert darauf. Deshalb habe ich auch mein eigenes Label gegründet, weil ich wissen und kontrollieren wollte, woher meine Rohstoffe genau kommen. Unsere Schmuckstücke sind komplett handmade in Germany, größtenteils komplett regional gefertigt.
Bei den Rohstoffen ist es so, dass Edelstahl per se ein Kreislaufprodukt ist, das immer wieder neu verarbeitet werden kann. Unsere Vergoldungen stammen aus recyceltem Gold. Die Bergkristalle kommen aus den Alpengebieten und werden unter fairen Bedingungen geschliffen.
Generell schauen wir, dass wir viel regional arbeiten. Die farbigen Steine stammen zum Beispiel von einer Firma in Pforzheim, die wiederum die Steine aus Altbeständen hat oder auch als alten Stücke neu auflegt.
Diese Transparenz ist mir super wichtig. Ich möchte wissen, wo welche Stoffe herkommen und möchte dies auch transparent meinen Kund:innen erläutern können.
Du hast ja schon erwähnt, dass deine Stücke sehr robust sind. Hast du noch Tipps für die optimale Schmuckpflege?
Genau, ein Schmuckstück muss für mich schön und praktikabel sein, darauf achte ich mit meinen Kollektionen.
Wenn man Ringe täglich trägt, bekommen diese eben auch Spuren, was aber viele Menschen wieder schätzen. Mit meinen Stücken kann man auch ins Meer oder in den Pool gehen. Ich bin ein Fan davon, die Dinge zu nutzen. Natürlich sollte man mir filigranen Ohrringen etwas vorsichtiger umgehen und als grobgliedrigen Ketten. Aber wenn sich hier zum Beispiel die Vergoldung löst, dann kann man das Stück zum Vergolden wieder zu uns bringen.
Und noch eine Frage zum Abschluss: Hast du eigentlich ein liebstes Schmuckstück?
Das ist so schwierig. Es ist tatsächlich so, dass ich unterschiedliche Lieblingsschmuckstücke habe. Ich habe mich wieder sehr in mein neues Armband verliebt, das Pomello-Armband, weil es so schlicht ist und doch super robust ist.
Außerdem merke ich mehr und mehr: Mein Herz hängt an Schmuck. Aber ich möchte mich auch wieder mehr mit Produkten aus dem Interior-Bereich beschäftigen. Die Anfänge waren meine Kerzenhalter, Coffeetables und ein Wandregal – hier werde ich weiter dran bleiben.
Vielen Dank für das schöne Gespräch, liebe Marlen!