Atelierbesuch bei HEITA
In der kleinen Manufaktur von Clemens Schmidberger entsteht feinstes Designhandwerk aus hochwertigem Furnier. 2021 gründete der Designer sein Label HEITA mit Sitz in Wien. Inspiriert von seiner Arbeit als Produktentwickler für High-End Interieur von Privat-Flugzeugen, hat er es sich zum Ziel gemacht, das Potenzial des Materials Holz auszuloten.
Unter seiner Feder nimmt ein längst bekanntes Material durch modernste Fertigungstechnologie eine völlig neue Gestalt an. Das Furnier ist extrem leicht und bietet eine äußerst angenehme Haptik. Nachdem im Entwurfsprozess die Form und Funktion der Produkte festgelegt ist, werden in der eigenen Werkstatt von Clemens Schmidberger die ersten Prototypen gebaut. Mithilfe der Kombination von Handwerk und moderner Fertigungstechnologien entstehen die eleganten Produkte, die mit zahlreichen einzelnen Handgriffen bearbeitet werden. Handwerk und Hingabe spürt man den aparten Schalen und Gefäßen aus dem innovativen Holzwerkstoff deutlich an.
Wir haben den Designer in seiner Wiener Werkstatt besucht und uns nicht nur in die sinnliche Haptik verliebt, sondern im Interview auch gleich ein paar spannende Einblicke zum Entwurfs- und Produktionsprozess erhalten.
Wo entstehen deine Entwürfe?
Großteils in meiner Werkstatt. Das hat den Vorteil, dass ich während dem Entwurfsprozess das Material zur Hand habe und parallel gleich erste Designmodelle herstellen kann. Damit ich ein Gespür für die Größe, die Haptik oder die Wirkung im Allgemeinen bekomme.
Wodurch lässt du dich dabei inspirieren?
Die Frage ist schwierig zu beantworten. Ich denke, wie jeder andere auch, werde ich natürlich in einer gewissen Weise durch meine Umwelt inspiriert. Da ich mir zum Ziel gemacht habe, das Potenzial von Holz auszuloten, werde ich oft spontan durch Alltagsgegenstände aus anderen Werkstoffen inspiriert, bei denen ich mir dann oft der Gedanke kommt, dass dieser Gegenstand oder etwas ähnliches auch mit Holz machbar wäre.
Was ist das Besondere an deiner Werkstatt?
Mein Atelier ist ein altes Gassenlokal mit Auslagen und einer großen Fensterfront, dadurch ist es sehr hell, das gefällt mir sehr gut. Die Nachteile eines Gassenlokals in einem Wiener Altbau sind, wenn man so will, dass die Räume für eine Werkstatt sehr klein strukturiert sind. Das ist etwas ungeschickt, wenn man an größeren Projekten arbeitet. Da ich aber die meiste Zeit an sehr kleinen und feinen Produkten arbeite, finde ich, dass es eigentlich gut zu meiner Arbeitsweise passt und einen eigenen Charme hat. Wahrscheinlich beeinflusst es sogar meine Arbeit in einer gewissen Weise.
Besonders finde ich außerdem, dass in meiner Werkstatt auch noch andere Handwerker*innen eingemietet sind, wie beispielsweise ein Brillenbauer und mehrere Keramikerinnen. Das fördert natürlich auch den Austausch zwischen den unterschiedlichen Disziplinen.
Wie sieht ein typischer Tag in deiner Werkstatt aus?
Üblicherweise komme ich gegen 9 Uhr in mein Atelier. Dann lasse ich erst mal frische Luft rein, oder im Winter heize ich den Kaminofen an. Nachdem ich alles Organisatorische erledigt habe, gehts an die „Arbeit“. Das heißt, entweder das Arbeiten an neuen Produkten, das ist eigentlich jene Arbeit, die mir am meisten Spaß macht. Vom Design über die Entwicklung bis hin zu den ersten Prototypen. Oder ich produziere gerade meine Produkte, dann steige ich morgens wieder in den Fertigungsprozess ein. Teilweise ist dies eine sehr monotone Arbeit, aber es ist sehr schön, wenn man danach am Ende seine fertigen Produkte bestaunen kann. Gegen 19 oder 20 Uhr ist es dann Zeit für den Feierabend.
Was hilft dir beim Kreativwerden?
Wenn nichts mehr geht hilft Bewegung ganz gut. Dann gehe ich Spazierengehen, Laufen, oder fahre mit dem Rennrad aus.
© Veronika Herzer
Wie läuft die Produktion ab?
Zuerst werden die Furniere auf das richtige Format zugeschnitten, danach werden bei den Dekorfurnieren (das sind die innerste und äußerste Schichten) mit maschineller Unterstützung die Schwalbenschwanz-Enden gefräst. Anschließend kommen die Furniere (der Zuschnitt muss aufs 1/10 mm genau passen) in die selbst entwickelte Pressformen und werden in einem ebenfalls selbst entwickelten Pressprozess miteinander verleimt. Anschließend wird alles auf die richtige Höhe formatiert und der Boden eingesetzt. Danach wird unten die Schattenfuge gefräst und zum Schluss wird noch sehr viel geschliffen und die Oberfläche fein geölt.
Wodurch unterscheiden sich deine Produkte von anderen (konventionellen) Möbel- / Mode- / Schmuckstücken?
Meine Wohnaccessoires unterscheiden sich meiner Meinung nach durch die Art und Weise der Herstellung und durch das verwendete Material, aber vor allem durch die Qualität und Feinheit der Verarbeitung. Zudem produziere ich alle meine Produkte selber in meiner Werkstatt in Wien.
Durch die Verwendung von Furnieren als Rohstoff ist es möglich für Holz sehr leichte und dünne, aber dennoch hochstabile Produkte herzustellen. Die Verwendung von gefärbten Furnieren erlaubt es außerdem Holzprodukte eine außergewöhnliche Optik zu verleihen.
An welchem deiner Stücke hängst du ganz besonders und warum?
An einem Sideboard aus Weißtanne. Bis vor kurzem habe ich mit HEITA ausschließlich Wohnaccessoires hergestellt. Zur BLICKFANG in Wien werde ich aber auch einige Möbel präsentieren, die in den letzten Jahren parallel zu HEITA in Eigenregie oder als Auftragsarbeiten entstanden sind. Diese Arbeiten werden zukünftig auch in das HEITA Sortiment aufgenommen. An dem Sideboard hänge ich ganz besonders, weil es mein ersten größeres Projekt in meiner eigenen Werkstatt war.
Sechshauser Strasse 28/3
1150 Wien Österreich
