Designpreis Jury Zürich 2023

DesignpreisInterviews

FÜR ECHTE GEWINNERTYPEN

AUF JEDER BLICKFANG WIRD DER DESIGNPREIS IN DEN KATEGORIEN „MÖBEL & PRODUKTDESIGN“ SOWIE „MODE & SCHMUCK“ VERLIEHEN.

Der Designpreis ist auch dieses Jahr wieder ein Highlight im Programm der BLICKFANG Zürich: Die besten gestalterischen Produkte und Konzepte werden unter Berücksichtigung einer besonders ansprechenden Präsentation ausgezeichnet. Für die Auswahl in den beiden Kategorien Möbel und Produktdesign sowie Mode und Schmuck ist eine hochkarätige Fachjury verantwortlich. Der Designpreis wird von der D.E.S.I.G.N. Foundation gefördert.


JURYMITGLIED Jürgen Laub I Diplom Designer

   

Jürgen Laub ist einer der zwei Partner von jehs+laub in Stuttgart. Die Projekte des Designduos finden sich hauptsächlich im Bereich Möbel- und Produktdesign wieder. Sie entwerfen zahlreiche Produkte für Unternehmen wie Brunner, Cassina, Cor, Fritz Hansen, HermanMiller, Knoll, Nemo, Stelton oder Wilkhahn. Jürgen Laub arbeitet mit Markus Jehs seit 30 Jahren zusammen und sie erhielten im Laufe der Zeit diverse Designpreise für ihre Projekte.

1. Was macht für dich gutes Design aus?
Für mich ist Design gut, wenn die Ästhetik, die Funktion, das Material und die Technologie in einem überzeugenden Zusammenhang gebracht wird. Am besten stellt man sich immer die Frage, ob man etwas davon weglassen könnte oder ob etwas hinzugefügt sollte. Wenn nicht, dann ist es gut so.

2. Welches Designstück hat dich in letzter Zeit begeistert und warum? 
Ich habe mir vor ein paar Monaten den ‚beosound A5‘ von Bang & Olufsen gegönnt. Mir gefällt das Zusammenspiel von Handwerk und industriellem Know-how. Auch das Design von GamFratesi hat mich sehr überzeugt. Das erste Mal habe ich das Gefühl ich habe einen Einrichtungsgegenstand und keinen Lautsprecher gekauft.

3. a) Wohin wird sich in deinen Augen Möbel-Design in Zukunft entwickeln?
In naher Zukunft werden wir wohl weiterhin den ‚warmen Minimalismus‘ sehen. Schöne Hölzer, aufwändige Lacke, Naturmaterialien, Handwerkskunst. Wenn man etwas weiter in die Zukunft blickt, werden wir dann wohl wieder an einer kühleren Welt interessiert sein. Dann kommen wieder mehr Metalle, Fliesen und umbunte Lacke ins Spiel. Am Ende unterliegt der Zeitgeist doch der Mode und nicht nur die Mode dem Zeitgeist.

 b) Wohin wird sich in deinen Augen Mode-Design in Zukunft entwickeln?
An der Mode wird am meisten konsumiert. Deshalb ist es wichtig und unabdingbar, dass die Mode umweltfreundlicher wird. Das wird sich in den Materialien, in der Herstellung, aber auch im Vertrieb durchsetzen. Es wird Designer, Hersteller, Läden und Konsumenten beeinflussen – hoffentlich in eine interessante neue Richtung.

4. Die BLICKFANG in Zürich ist wichtig, weil…
es dort viele interessante kleine Hersteller gibt, die designorientiert arbeiten und produzieren. Gleichzeitig gibt es auch viele Interessenten, die diese Qualität schätzen und kaufen. Das schätze ich sehr an den Schweizern.

5. Welchen guten Rat würdest du jungen Designer:innen mit auf den Weg geben?
Gute Ideen setzen sich durch. Der Markt ist gesättigt, aber es gibt immer noch viel Raum für gute neue Ideen. Findet die Lücke!

Jurymitglied Stephanie Witschi I  Direktorin STF Schweizerische Textilfachschule 

 Stephanie Witschi ist seit Herbst 2023 die neue Direktorin der STF Schweizerischen Textilfachschule. Die STF ist das führende Kompetenzzentrum in der Textil-, Design-, Fashion- und Lifestylebranche in der Schweiz seit 1881. Die Schule steht für eine nachhaltige Bildungskompetenz rund um den gesamten Lebenszyklus von Textil-, Design-, Fashion- und Lifestyleprodukten und bietet zahlreiche Aus- und Weiterbildungen an, von der Grundbildung bis hin zum Master-Abschluss. Davor war Stephanie Witschi an der ZHdK Zürcher Hochschule der Künste für den Fachbereich Theater zuständig. 

 1. Was macht für dich gutes Design aus?

Ein Gedanke, ein Produkt, ein Prozess zeichnet sich durch gutes Design aus, wenn es (m)ein Problem löst, dabei hinter der Lösung zurücksteht und trotzdem präsent ist. Gutes Design macht, dass ich das Problem ein bisschen gern bekommen, weil ich sonst ja das „gute Ding“ nicht benutzen dürfte. 

2. Welches Designstück hat dich in letzter Zeit begeistert und warum?

Meine Visitenkarten der STF, darauf ist vermerkt: „hergestellt aus alten T-Shirts“. Die STF steht für Aus- und Weiterbildung in Textiltechnik, Fashion, Management und Design. Da passen Message und Material perfekt! 

 3.  Wohin wird sich in deinen Augen Mode-Design in Zukunft entwickeln? 

 Die Zukunft des Mode-Designs verspricht aufregende Möglichkeiten, darunter die verstärkte Verschmelzung von Technologie und Ästhetik mit fortschrittlichen Materialien und smarten Textilien. Nachhaltigkeit wird weiterhin zentral sein, mit Designern, die recycelte Materialien und ökologische Produktionsprozesse nutzen, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Individualisierung gewinnt noch mehr an Bedeutung dank Technologien wie 3D-Druck und personalisierter Mode, die einzigartige Stile ermöglicht. Die STF setzt in ihrer Ausbildung auf diese Themen, um die nächste Generation von Fachkräften für die textile Zukunft vorzubereiten. 

4. Die BLICKFANG in Zürich ist wichtig, weil…

kompakt ein Überblick über aktuelles Schaffen und Denken gegeben wird. Etablierte und neue Namen der Designwelt können sich und ihr Wirken zur Diskussion stellen. Als Besucher:in kann ich mich in der Vorweihnachtszeit dem Sinnesrausch auf hohem Niveau hingeben. 

5. Welchen guten Rat würdest du jungen Designer:innen mit auf den Weg geben?

Eure Visionen gestalten die Welt von morgen. Kombiniert Leidenschaft mit Nachhaltigkeit, lasst Tradition und Moderne verschmelzen, denkt gross. Euer Potenzial ist grenzenlos. Seid dabei mutig, bleibt neugierig und vergesst nie, eure einzigartige Stimme in eure Kreationen einzubringen. Eine gute, praxisnahe Ausbildung sowie ein starkes Netzwerk sind dabei eine unbezahlbare Basis, auf die ihr bauen könnt. 

Jurymitglied Roland Merz I Chefredakteur Atrium & Das ideale Heim, dipl. Architekt ETH

In Luzern geboren (*1967) hat der Genussmensch an der ETH Zürich Architektur studiert. Nach seinem Abschluss begab er sich auf künstlerische Spurensuche, frönte weiterhin seinem geliebten Sport Handball und ging einem befreundeten Schreiner tatkräftig zur Hand. Im Jahr 2000 folgte er dem Ruf eines Studienkollegen und prägte während zehn Jahren still und fleissig «Das Ideale Heim» und «Atrium» mit. Um weitere Erfahrungen zu sammeln, begab er sich auf Wanderschaft und stand u.a. der Schweizer Architekturzeitschrift «Modulør» vor. Seit Februar 2018 ist er zurück an alter Wirkungsstätte und führt die Wohn- und Architekturzeitschrift «Atrium» in Deutschland und Österreich als Chefredakteur in die Zukunft. Und ab dem neuen Jahr wird er in enger Zusammenarbeit mit Anita Simeon-Lutz «Das Ideale Heim» als Co-Chefredakteure verantworten.

1. Was macht für dich gutes Design aus?
Gutes Design ist für mich ehrlich, langlebig, es darf unaufdringlich und selbstverständlich seinen Zweck erfüllen, es soll doch bitte auch nachhaltig und innovativ sein – und wenn es in einem zweiten Schritt auch eine schöne Geschichte erzählt, bin ich glücklich.

2. Welches Designstück hat dich in letzter Zeit begeistert und warum? 
Ich habe auf einer Designreise nach Venedig, eine Glasbläserei besuchen dürfen. Die Stimmung, die in den archaischen Räumlichkeiten herrschte, hat mich umgehend eingenommen. Wie die einzelnen Glasbläser mit einer ureigenen Selbstverständlichkeit und von ihrer Erfahrung getrieben das flüssige Material bearbeitet haben und am Ende kleine sowie grosse Glasobjekte von der Leuchtenmanufaktur Lodes hervorzauberten, war für mich Magie.

3. Wohin wird sich in deinen Augen Möbel-Design in Zukunft entwickeln?
Am Thema Nachhaltigkeit führt auch im Möbeldesign kein Weg vorbei. Für mich müssen soziale, ökologische und ökonomische Aspekte miteinander verknüpft werden. Regionalität und gelebtes Handwerk sind dabei selbstverständlich. Am Ende sollen Objekte stehen, die eine authentische Designgeschichte erzählen sollen.

4. Die BLICKFANG in Zürich ist wichtig, weil…
… sie jungen Designer:innen eine Plattform bietet. Die Blickfang ist für die Gestalter:innen eine Chance, sich und ihre Produkte auf einer Bühne, einem designaffinen Publikum präsentieren zu können. Und weiter ist die Blickfang für mich ein Ort der Begegnung, wo sich Menschen treffen, plaudern und Kontakte knüpfen. Aus unerwarteten Begegnungen entstehen wichtige neue Impulse für das Leben.

5. Welchen guten Rat würdest du jungen Designer:innen mit auf den Weg geben?
Bitte verliert nie eure Neugier, geht stets mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und bleibt in eurem Tun euch selber treu. Und manchmal tut es gut, einen Schritt zurückzumachen, auszuatmen, um den Blick auf das eigene Wirken zu schärfen.

Jurymitglied Anna Berg I Einrichtungsberaterin und Geschäftsleiterin holm°                                                                                

MSc in Betriebswirtschaft. 1995 aus Schweden in die Schweiz eingewandert. Nach Stationen in der Strategieentwicklung in der Finanzbranche und im Branding seit 2005 Geschäftsleiterin bei Holm AG. Verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

1. Was macht für dich gutes Design aus?

„Gutes“ Design soll für den gewünschten Zweck funktionieren, sozial und umweltverträglich produziert sein und eine qualitativ gute Konstruktion haben. Zudem ist es für uns „modernen Menschen“ sehr wichtig, dass ein Objekt die Neugier des Auges kontinuierlich weckt. Oder wie es Sven Lundh, der Gründer der schwedischen Hersteller Källemo so treffend ausgedrückt hat: „Ein Objekt soll dem Verschleiss des Auges standhalten!“

Wenn diese Aspekte in einem Designstück miteinander verschmelzen, bleibt das Design über lange Zeit hinweg relevant, bereitet uns täglich Freude und wird deshalb über einen langen Zeitraum hinweg geschätzt. Es bietet eine Leistung, die unabhängig von aktuellen Trends bestehen bleibt.

2. Welches Designstück hat dich in letzter Zeit begeistert und warum?

Letzthin war es für mich eine erfreuliche Wiederentdeckung: die Wiedereinführung eines zurückhaltend stilvolles Design aus den 50er Jahren: die immer noch relevante Regalserie BM29 von Børge Mogensen.

3. Wohin wird sich in deinen Augen Möbel-Design in Zukunft entwickeln?

Ich glaube, dass im Bereich des Möbeldesigns in Zukunft weniger der Fokus auf funktionale oder ästhetische Alternativen liegen wird, sondern vielmehr auf Design-Lösungen, die sämtliche Aspekte des ökologischen Fussabdrucks eines Produktes umfassend berücksichtigen.

4. Die BLICKFANG in Zürich ist wichtig, weil…

…es etwas bietet was sonst sehr rar geworden ist: ein riesiges Angebot an Handwerk zwischen Kleinstserien und Serienproduktion live und zudem mit der Designerin oder dem Designer als Ansprechpartner:in zu erleben.

5. Welchen guten Rat würdest du jungen Designer:innen mit auf den Weg geben?

Wenn wir gerade beim Thema Blickfang bleiben möchten: Jede Gelegenheit nutzen, um ihre Produkte und Entwürfe einem breiten Publikum vorzustellen, um herauszufinden, wie sie ankommen und um Ideen zur Weiterentwicklung in Gesprächen mit anderen zu sammeln. Und dann schaden Durchhaltewillen und an „sich selber glauben“ nicht…

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