Ehrliche Slow Fashion aus Zürich

Interviews

Atelierbesuch bei Elfe11 & Fink und Star

Zwei Label, ein Laden. Seit über einem Jahrzehnt teilen sich die Modelabels ‚Fink und Star‘ und ‚ELFE11‘ einen Laden im Herzen Zürichs. Kennengelernt haben sie sich auf der BLICKFANG Zürich.

Nina Lehmann von ‚Fink & Star‘ ist eine erfahrene Schneiderin und international anerkannte Designerin.
Kathrin Wegmann, Gründerin und Inhaberin von ‚ELFE11‘ hat ihren ganz eigenen Weg zur Mode gefunden.

Ein Besuch im Atelier bietet nicht nur Einblicke in nachhaltige Mode, sondern zeigt auch die kreative Arbeitsweise der Labels. Mit ihrer Hingabe zur Qualität und der Förderung fairer Arbeitsbedingungen setzen sie ein wegweisendes Zeichen für eine verantwortungsvolle Modebranche. 

ELFE11

Kathrin von ‚ELFE11‘ legt grossen Wert auf faire Produktionsbedingungen in Ungarn und der Schweiz. Die Kollektion zeichnet sich durch hochwertige Stoffe von Designern wie Armani und Dior sowie GOTS-zertifizierte, Bio- und Recyclingmaterialien aus. Kathrins persönliche Bedürfnisse und ihre Leidenschaft für Tanz spiegeln sich in den facettenreichen Schnitten wider: „Meine Kleider sind vielseitig tragbar und passen sich verschiedenen Figurtypen an, zum Beispiel dank Knöpfen an den Hosenbeinen. Da ich selbst sehr gerne tanze, ist mir ein angenehmes Körpergefühl besonders wichtig.“ 

ELFE11 zeigt jährlich Bestseller in neuen Stoffen und Farben. Die Erfolgsgeschichte startete 2003 mit einem innovativen Reissverschluss-Pullover, der sich in einen Jupe und einen Rucksack verwandeln liess. Seitdem etablierte sich die Marke mit einem eigenen Laden und zwei Kollektionen pro Jahr. 

Der Stil von ELFE11 zeichnet sich durch die Kombination unaufdringlicher Raffinesse und Lockerheit aus.
Die Stoffe für die Designs stammen grösstenteils aus Restposten bekannter Designer.
Ergänzende Materialien Stoffe sind GOTS-zertifiziert, aus Biobaumwolle oder Recyclingmaterialien.

Kathrin, kannst du uns ein wenig über deinen Werdegang erzählen und wie du Designerin geworden bist?  

Mein Werdegang ist ziemlich unkonventionell. Ich habe immer Kleider für mich selbst genäht, weil ich einfach nicht das fand, das ich wollte. (…) Zu Beginn arbeitete ich gemeinsam mit meiner Zwillingschwester, die ebenfalls nähte. So entstand auch unser Label, repräsentiert durch zwei Einsen, die Rücken an Rücken stehen. Uns wurde geraten, professionell mit einer speziellen Maschine zu nähen. Also begab ich mich in eine professionelle Werkstatt. Dort sah jemand meinen Pullover und schlug vor, ihn in ihrem neu eröffneten Laden zu verkaufen und ihn in Paris produzieren zu lassen. Ich bin natürlich mitgekommen. Und so nahm das dann seinen Lauf.

(…)Nach meiner Ausbildung zur Primallehrerin wollte ich nicht direkt als Lehrerin arbeiten und begann stattdessen als Freelancerin in der Textilwerkstatt. Obwohl eigentlich eine Schneiderin erforderlich war, richtete meine Kollegin für mich eine Praktikumsstelle ein. Ich setzte mir klare Ziele und erstellte einen Lehrplan, um mein technisches Niveau als Schneiderin zu verbessern. (…) Schliesslich holte ich mir ein Atelier und erhielt bei einer Laufbahnberatung ermutigende Worte, die mir den Mut gaben, einen eigenen Laden zu eröffnen. Eines Morgens wurde dann neben meinem Atelier diese Ladenfläche frei, wir haben uns beworben und den Laden bekommen. Da ich wenig Geld hatte, teilte ich den Laden von Anfang an mit jemand anderem und fertigte alles selbst an, von den Stangen bis zur Theke. Mit der Zeit wagte ich mich an immer mehr Stücke heran, insbesondere an Hosen. (…)

…und dein Weg zur BLICKFANG?

Ich habe mich bei der BLICKFANG Wien beworben und wurde genommen. (…) Ich war sehr happy, wie es gelaufen ist und seither bin ich regelmässig bei der BLICKFANG Zürich, Wien, Stuttgart und Basel. Es sind jetzt schon über 40-mal. Die Teilnahme an Messen wurde zu einer festen Einnahmequelle. Gleichzeitig sieht man auch so viele Typen von Figuren und Frauen – das inspiriert mich. Auf der BLICKFANG lernte ich auch Nina von Fink und Star kennen und lud sie in meinen Laden ein. Seitdem ist sie seit 12 Jahren hier, und ich selbst seit 18 Jahren.

Wodurch lässt du dich inspirieren? 

Meistens kommt mir eine Idee, wenn ich mit dem Zug oder der Tram fahre. Aber auch Lebensgefühle inspirieren mich. Wenn ich an einem Ort bin, der mir besonders gefällt, dann denke ich “Oh, jetzt hätte ich besonders gerne sowas an”. Ich gehe eigentlich immer von meinen Bedürfnissen aus – brauche ich beispielsweise ein neues T-Shirt, integriere ich es in meine Kollektion. (…) Ausserdem tanze ich sehr gerne, womit das Körpergefühl eine entscheidende Rolle für mich spielt. Es ist eben wichtig, dass die Kleidung angenehm zu tragen ist und der Schnitt bequem sitzt. Kund:innen bestätigen oft, dass sie den Unterschied spüren, wenn sie unsere Kleidungsstücke tragen.

Fink und Star

Das Label ‚Fink und Star‘ steht für faire und nachhaltige Mode, die mit Liebe in der Schweiz und Ungarn gefertigt wird. Nina Lehmann legt grossen Wert auf lokale Fertigung und stellt eine absolut transparente Produktionskette sicher. Hier entstehen nicht nur die Entwürfe der einzelnen Modelle, sondern auch ein Teil der Kollektion. Kleinserien werden in ausgewählten Produktionsstätten in der Schweiz und Ungarn hergestellt. „Fink und Star wird in limitierten Auflagen produziert, um Überproduktionen zu vermeiden. Slow Fashion setzt auf Qualität, hochwertige Rohstoffe werden unter umweltfreundlichen Verfahren zu Kleidung verarbeitet, die lange getragen werden kann“, sagt die Designerin. Sie ist sich sicher: „Nachhaltige Mode wird immer mehr in den Fokus rücken.“

Die HW 23/24-Kollektion ‚Schattenwurf‘: Inspiriert von den Licht- & Schattenspielen im Herbst. 
Bequeme, alltagstaugliche Kleidung, die sich unterschiedlich tragen und kombinieren lässt.
Perfekte Schnitte und nachhaltige Materialien sind für Fink und Star selbstverständlich.

Nina, wie bist du Designerin geworden?  

Schon in der Schule war mein Lieblingsfach das textile Werken, weshalb ich nach der Schulzeit eine dreijährige Ausbildung als Damenschneiderin gemacht habe. Nach dieser Lehre wurde mir klar, dass ich nicht nur als Schneiderin arbeiten möchte. Daher zog es mich nach Zürich, wo ich die Modedesign-Schule besuchte. Im Anschluss absolvierte ich Praktika bei verschiedenen Designer:innen im In- und Ausland, darunter Kleinbasel in Basel sowie in Amsterdam und New York. Danach kehrte ich zurück und gründete gemeinsam mit einer anderen Kollegin mein eigenes Modelabel – und so ist Fink und Star entstanden.  

Was macht dein Label aus?

Seit der Gründung des Labels hat sich der Stil etwas verändert. Der Grundgedanke vom Namen Fink und Star – sprich die Leichtigkeit, die Freiheit sich wohlzufühlen in den Kleidern – das ist immer noch der Hauptgedanke. Beim Kreieren der Stücke denke ich besonders daran, dass ich wirklich Lieblingsstücke an die Frau bringen möchte. Kleidung, die zeitlos und langlebig ist und immer wieder getragen werden kann. Das sind meine Schlagworte: Lieblingsstücke, die Freude bereiten.

Ich mache jedes halbe Jahr eine neue Kollektion, neue Kollektion heisst nicht immer neue Stücke, sondern es gibt Teile, die ich immer wieder mit einfliessen lasse. Bei diesen Teilen gibt es dann verschiedene Kombinationen oder Variationen. Das heisst, dass man diese Bluse wirklich auch verschieden tragen kann – zum Beispiel in die Hose hereingesteckt, offen als Jacke oder auch zugeknüpft. Das ist der Grundgedanke dabei.

Wie entstehen die Kleidungsstücke deiner Kollektionen?

Ich beginne immer mit einem Prototyp und dem Schnittmuster. Ich mache immer noch alles von Hand und habe es nicht digitalisiert. Im Atelier nähe ich dann meine Prototypen und produziere hier auch eine kleine Serie. Sonst lasse ich in Thun und in Ungarn, hier in Europa, produzieren. Es ist mir sehr wichtig den direkten Kontakt mit den Produzenten zu haben. Deshalb habe ich auch Modellblätter, wo ich dann die Skizzen mache und die Anzahl notiere. Diese sende dann zur Produktion.

ELFE11 | Fink und Star

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Zentralstrasse 52

8003 Zürich

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